Archiv
Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu Bedeutung, Aufgaben und Inhalt des Akademiearchivs. Einblicke in die Akademiegeschichte erhalten Sie im Archiv-Schaufenster.


Präsenz des Vergangenen, Sprungbrett ins Zukünftige
Geleitwort von Prof. Dr. Wolfgang Holler, Präsident
In ihrem Text "Das Archiv und die neuen Medien des kulturellen Gedächtnisses" benennt Aleida Assmann die Schrift als Voraussetzung des Archivs: „Das Archiv entsteht mit der Schrift. Schriftlose Gesellschaften produzieren keine Restbestände und brauchen also keine Archive.“ (in: Schnittstelle. Medien und kulturelle Kommunikation, hg. v. Georg Stanitzek und Wilhelm Voßkamp, Köln 200I, S. 279)
Tatsächlich spielen schriftliche Zeugnisse auch im Archiv der Sächsischen Akademie der Künste eine zentrale Rolle, sei es in den Unterlagen der Geschäftsstelle oder in den Archivmaterialien, die durch die Arbeit mit Vor- und Nachlässen unserer Mitglieder an die Akademie gelangen. Seit der medialen Revolution des 15. Jahrhunderts in Europa, seit Schrift und Bild in gedruckter Form fast unendlich reproduzierbar wurden und eine vollkommen neue Mobilität gewannen, haben sich im Verlauf der Jahrhunderte weitere Möglichkeiten der archivalischen Dokumentation entwickelt. Im 19. und 20. Jahrhundert vor allem durch die Fotografie, die Fonografie, später durch filmische Techniken. Die rasante Entwicklung der digitalen Aufzeichnungs- und Reproduktionssysteme schließlich macht archivalische Zeugnisse ubiquitär und weltweit jederzeit verfügbar. In unserer Akademie, zu der nicht nur literarisch arbeitende Mitglieder zählen, sondern in gleicher Weise visuell und darstellerisch arbeitende Künstlerinnen und Künstler, Filmschaffende, Musiker und Baukünstler, spielen neben schriftlichen Zeugnissen daher visuelle Zeugnisse oder Ton- und Filmdokumente eine gleichfalls tragende Rolle.
Die Arbeit der Sächsischen Akademie der Künste berücksichtigt satzungsgemäß den traditionellen sächsischen Kulturraum und schließt daher auch Teile Thüringens, Sachsen-Anhalts und Brandenburgs mit ein. Sie versteht sich als Akademie in der Mitte Europas und ist bemüht, den integrativen Anteil des alten mitteldeutschen Kulturraums mit seinen internationalen Konstellationen gegenwärtig zu machen und produktiv zu entwickeln.
Es ist uns wichtig, die durch Geschichte und Politik auseinander gedrifteten Welten von Ost und West wieder als über Jahrhunderte gewachsene, gemeinsame Kulturwelt fassbar zu machen. Daher gilt auch der Kunst in der DDR unser besonderes Interesse. Im europäischen Zusammenspiel der deutschen Akademien für die Künste legen wir unser Augenmerk vor allem auf die Affinität zu unseren östlichen und südöstlichen Nachbarn. Der Krieg in der Ukraine lehrt uns auf erschreckende Weise, wie wenig wir noch immer über diese Nation wissen und wie unerlässlich das Zusammenrücken in der Mitte Europas ist.
In unserer Archivarbeit meint das nur scheinbar abschätzig von Aleida Assmann genutzte Wort „Restbestände“ den eigentlichen Kern der Aufgaben der Sächsischen Akademie. Es geht uns weniger darum, die fertigen Kunstprodukte der Künstlerinnen und Künstler zu sammeln. Noch weniger wollen wir eine eigene Kunstsammlung anlegen. Ziel der Tätigkeit ist es, gleichsam in den „Maschinenraum“ künstlerischen Handelns zu schauen, denn die im Archiv gesammelten Zeugnisse sind häufig Residuen von Werk- und Entstehungsprozessen. Überdies sind es Dokumente, die vom Umgang mit dem Entstandenen berichten, vom Leben der Kunst nach ihrem Werden und auch von ihrem Schicksal in den Zeitläuften. Das Archiv verkörpert dabei die Präsenz des Vergangenen in der Gegenwart. Und es zeugt zugleich von der Relevanz der Vergangenheit für die Gegenwart als dem Sprungbrett in das Zukünftige. Daher haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, das Archiv durch Präsentationen, Beiträge im Internet und andernorts, durch Veranstaltungen und Forschungsvorhaben, durch Kooperation mit Künstlerinnen, Künstlern, verwandten Archiven und kulturellen Einrichtungen zunehmend zu einem lebendigen Ort des differenzierten, kreativen Umgangs mit den uns anvertrauten Archivalien zu machen. Wir wollen im Sinne von Michel Foucault zeigen, dass auch das Archiv der Sächsischen Akademie der Künste ein Ort der Diskursivität ist.

Aufgaben
Eine Grundaufgabe, die der Freistaat mit dem Gründungsgesetz von 1994 der Sächsischen Akademie der Künste erteilt hat, besteht in der Errichtung und Unterhaltung eines Archivs: „Die Akademie legt ein Archiv an, in dem sie ihre eigene Arbeit und die ihrer Mitglieder dokumentiert.“ (Gesetz über die Errichtung der Sächsischen Akademie der Künste SächsAKG vom 24. Mai 1994, §2 Abs. 2)
Das Akademiearchiv befindet sich im Aufbau. Es hat das Archivgut der Akademie zu verwahren, dauerhaft zu erhalten und zur Nutzung bereitzustellen. Als Archivgut werden die historisch und rechtlich bedeutsamen Dokumente der Akademie als Institution (Geschäftsunterlagen) und - gemäß eines Senatsbeschlusses von 2021 - auch Vor- und Nachlässe von Mitgliedern übernommen. Es handelt sich dabei um die Unterlagen der einzigen ostdeutschen kulturellen Akademieneugründung nach 1989 und somit um Grunddokumente des deutsch-deutschen Einigungsprozesses seit 1990. Ziel ist es, das Archivgut der persönlichen Nutzung wie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Inhalt
Das Archivgut dokumentiert kulturelle Auswirkungen des Einigungs- und Transformationsprozesses im sächsischen Kulturraum. Es umfasst die Gründung der Sächsischen Akademie der Künste, die Arbeit der Akademie und der Geschäftsstelle, ein analoges und digitales Foto-, Ton- und Filmarchiv mit Aufnahmen von Veranstaltungen, Projekten, Tagungen, Ausstellungen und Konzerten der Akademie und von deren Mitgliedern sowie Filmporträts insbesondere von Gründungsmitgliedern der Akademie. Folgende Bestände sind vorhanden:
- Geschäftsschriftgut (ca. 400 Ordner bis zum Jahr 2010)
- Mitgliederdokumentation (227 Personenbestände: Profil, Biografie, Pressestimmen, Werke, Schriftwechsel und weitere Materialien)
- Film- und Tondokumente (CDs und DVDs, ca. 300 Tonbandkassetten)
- Fotodokumente (Fotos zu 102 Ereignissen)
- Plakate (ca. 50 Stück)
- Pressedokumentation (ca. 100 Ordner)
- Kunstbesitz (Schenkungen und Leihgaben)
- Bibliothek (ca. 1000 Eigen- und Fremd-Publikationen)
Leitung
Am 2. Mai 2022 hat Frau Dr. Johanna Aberle ihre Tätigkeit im Archiv der Sächsischen Akademie der Künste begonnen. Sie hat zuletzt als wissenschaftliche Archivarin im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem gearbeitet.
Auf der Mitgliederversammlung in Chemnitz stellte Frau Aberle den Mitgliedern am 25. Juni 2022 ihre Arbeitsschwerpunkte vor. Sie möchte den von Frau Dr. Judith Matzke begonnenen Aufbau eines öffentlich sichtbaren und nutzbaren Archivs der Sächsischen Akademie der Künste fortsetzen. Frau Matzke, die im Oktober 2021 die Leitung des Universitätsarchivs der TU Dresden übernahm, hatte seit November 2020 eine Bestandsaufnahme der Altregistratur und Dokumentationsbestände durchgeführt, eine Archivkonzeption erstellt und grundlegende Einrichtungen und Beschaffungen vorgenommen. Weitere Grundlagen wie eine Archiv-Satzung, ein Dokumentations- und Sammlungsprofil und eine langfristig geeignete Unterbringungsmöglichkeit werden nun zu bestimmen sein.
Frau Aberle möchte außerdem einen Schwerpunkt auf die Sicherung und Erschließung von Vor- und Nachlässen von Akademiemitgliedern setzen. Gern wird sie sich in der sächsischen Archiv-Gemeinschaft einbringen und am fachlichen Austausch mit weiteren Kultureinrichtungen beteiligen. Der Beitritt zum Dresdner Notfallverbund ist angebahnt.
Kontakt
Dr. Johanna Aberle, Archiv
SÄCHSISCHE AKADEMIE DER KÜNSTE
Palaisplatz 3, 01097 Dresden
Tel. + 49 (0) 351 810763-05
Fax + 49 (0) 351 810763-09
E-Mail: aberle[at]sadk.de