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Leipziger Buchmesse 2024

Mitteleuropa: Verwandlungen, Krieg und Krise

Vom 21. bis 24. März 2024 fand die Buchmesse Leipzig 2024 statt, die nicht nur als Lesefest und zentraler Treffpunkt des Literaturbetriebs ein großes Publikum anzog, sondern auch den Rahmen für Diskussionen zur Zukunft Europas bot. Die Sächsische Akademie der Künste setzte auf Podien auf der Buchmesse, im Polnischen Zentrum Berlin-Filiale Leipzig und im Literaturhaus Leipzig die 2023 begonnene Auseinandersetzung mit dem Mitteleuropa-Diskurs fort. Die Akademie ist Kooperationspartner des Polnischen Instituts Leipzig, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und des Literaturhauses Leipzig.

Die Beiträge der Autoren, die am Samstag, den 23. März 2024 im Haus des Buches Leipzig zu dem Thema "Was wir (nicht) sehen. Wahrnehmungslücken zwischen Ost und West" diskutierten, können Sie an dieser Stelle (PDF) nachlesen.

 

Programmflyer

Vor einem Jahr diskutierten Schriftsteller, Übersetzer und Osteuropaexperten auf der Leipziger Buchmesse die Frage, wo die Mitte Europas liegt. Gefragt wurde unter anderem, ob der Mitteleuropa-Diskurs von Milan Kundera Un occident kidnappé oder die Tragödie Zentraleuropas (1984) noch Orientierung geben kann, den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Gefragt wurde, wie der Krieg in der Ukraine den mitteleuropäischen Raum in der heutigen Zeit verändert. Mit den neuen Brandherden in Nahost scheinen sich diese Fragen neu zu stellen.
Grund genug, unsere Fragen neu zu justieren: Was hat sich seit dem letzten Jahr im kulturellen Selbstverständnis der Demokratien in Europa verändert? Welche Fragen richten sich an das westliche Europa – mit welchen Hoffnungen, nach welchen Enttäuschungen? Verändert der Krieg unsere Wahrnehmung und Sprache – und mit welchen Folgen für die Literatur? Gibt es neue Themen, Schreibweisen, Erfahrungen, neue literarische und poetische Formen? Welche Erwartungen werden an Autorinnen und Autoren aus der Ukraine, aus Polen, Frankreich, Deutschland und Tschechien herangetragen? Welche Erwartungen werden heute in Ost und West an Autorinnen und Autoren gestellt? Welche Erwartungen haben Autorinnen und Autoren an sich selbst? Ist noch Zeit, Kraft und Raum für Utopien?
Darüber hinaus ein Grund mehr, diesmal auch an Czesław Miłosz (1911–2004) und seinen Essay Verführtes Denken (1953) und an den tschechoslowakischen Philosophen Jan Patočka (1997–1977) und seine Schriften über Tschechische Kultur und Geschichte zu erinnern.
Und nicht zuletzt ein Grund, sich auf das Werk von Franz Kafka, der vor 100 Jahren starb, zu besinnen. Kafka vermochte wie kein anderer, den Ängsten und Gefahren seiner Zeit Ausdruck zu geben und das Dilemma zwischen Freiheit und Gehorsam für den Einzelnen in der modernen Gesellschaft zu beschreiben.

Programm

Donnerstag, 21. März 2024, 12.30–13.30 Uhr
Leipziger Buchmesse, Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
Café Europa, Halle 4, Stand E401/E403
FREIHEIT FÜR EUROPA
Was ist Poesie, wenn sie keinen Menschen rettet

Podium mit: Alhierd Bacharevič (Minsk), Jakub Ekier (Warschau), Kerstin Preiwuß (Leipzig) und Jurko Prochasko (L‘viv)
Moderation: Kilian Kirchgeßner (Prag)

In seinem Gedicht Vorwort fragt Czesław Miłosz: »Was ist Poesie, wenn sie weder Völker noch Menschen rettet?« Miłosz thematisiert die Rolle der Dichtung angesichts von Tod und Zerstörung, die der Zweite Weltkrieg gebracht hat. Er wendet sich an den Menschen, »den ich nicht habe retten können« und thematisiert so auch die Scham derer, die überlebten oder in Sicherheit waren – angesichts des allgegenwärtigen Sterbens. Wie positionieren sich Schriftsteller heute angesichts von Kriegen und existentiellen Bedrohungen unserer Zeit im Spannungsfeld zwischen lyrischer Empfindsamkeit und blinder Gewalt?

Kooperation des Polnischen Instituts Berlin – Filiale Leipzig mit der Sächsischen Akademie der Künste
 

Freitag, 22. März 2024, 15–16 Uhr
Leipziger Buchmesse, Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
Forum Weltweit, Halle 4, Stand E305
FREIHEIT FÜR EUROPA
Alles auf eine Karte: Bleiben und Schreiben in Krieg und Krise
Podium mit Jakub Ekier (Warschau), Wilfried Jilge (Berlin) und Natalka Sniadanko (Leipzig)
Moderation: Kilian Kirchgeßner (Prag)

»Was man machen muss, ist, die Wahrheit zu sagen«, fordert Jan Patočka , tschechoslowakischer Philosoph, Sokrates-Anhänger und Verteidiger der Menschenrechte, insbesondere in Krisenzeiten. Während der »Normalisierung« nach der Niederschlagung des Prager Frühlings weigerte sich Patočka, ins Exil zu gehen. Er sah seinen Platz da, wo die Freiheit des Denkens / des Wortes am nötigsten und wirksamsten verteidigt werden muss: in der Krise und der Gefährdung. Das lässt uns fragen: Welche Erwartungen werden heute in Ost und West an Autorinnen und Autoren gestellt? Wo ist ihr Platz in Krisenzeiten und in Zeiten des Kriegs? Welchen Anspruch haben Autorinnen und Autoren an sich selbst? Woher nehmen sie die Kraft zum Schreiben? Haben wir heute noch Zeit und Raum für Utopien?

Kooperation des Polnischen Instituts Berlin – Filiale Leipzig mit der Sächsischen Akademie der Künste
 

Freitag, 22. März 2024, 19 Uhr
Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig
Markt 10, 04109 Leipzig
FÜR UNSERE UND EURE FREIHEIT
Gemeinsame Werte und gelebte Solidarität

Podium mit Jakub Ekier (Warschau), Wilfried Jilge (Berlin) und Natalka Sniadanko (Leipzig)
Moderation: Bernd Karwen, Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig

Demokratie und Freiheit sind bedroht in Europa. Nicht nur durch populistische Strömungen von innen, seit dem Angriff auf die Ukraine auch durch die Bedrohung von außen. »Für unsere und eure Freiheit« ist eine Losung des polnischen Historikers und Freiheitskämpfers Joachim Lelewel im Jahr 1830. Heute entscheidet sich die Zukunft Europas und der Demokratie in der Ukraine. Gibt es Freiheit in Europa ohne eine freie Ukraine? Was bedeutet Freiheit nach den Massakern von Butscha? Was ist wichtiger: Freiheit oder Frieden? Ist Freiheit noch ein Ziel und ein Wert für die Gesellschaft? In welcher Weise streiten Autoren, Künstler und Intellektuelle heute über Freiheit und ihren Platz in Europa? Mit welchen Bildern, Erfahrungen und Argumenten? Unterscheiden sich die Diskurse / die Diskussionen in der Ukraine, Polen, Tschechien und Deutschland? Was ist zu tun?

Kooperation des Polnischen Instituts – Filiale Leipzig mit der Sächsischen Akademie der Künste
 

Samstag, 23. März 2024, 19.30 Uhr
Haus des Buches Leipzig, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig
Was wir (nicht) sehen. Wahrnehmungslücken zwischen Ost und West
Statements, Diskussion und Lesung mit Marcel Beyer (Dresden), Iryna Herasimovich (Zürich), Steffen Mensching (Rudolstadt), Alexander Kratochvil (München), Kerstin Preiwuß (Leipzig), Jurko Prochasko (L’viv), Olga Shparaga (Minsk/Berlin) und Cécile Wajsbrot (Paris/Berlin)
Moderation: Kilian Kirchgeßner (Prag)

Die Leipziger Buchmesse versteht sich und verstehen wir als Ort der europäischen Verständigung. Doch was meinen wir mit Europa? Autoren aus Belarus, der Ukraine, Deutschland und Frankreich diskutieren über das, was wir (nicht) sehen – in der Wahrnehmung zwischen West und Ost. Vor zehn Jahren stießen die Maidanproteste das Tor der Ukraine nach Westen auf, und seit zehn Jahren herrscht Krieg. Hat man im Westen die Augen verschlossen? Gibt es Schallmauern zwischen West und Ost? Und wie ist es umgekehrt? Wie blicken Autoren aus Belarus und der Ukraine auf den Westen? Mit welchen Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen? Welche Erwartungen werden an Autorinnen und Autoren herangetragen; welche Erwartungen haben sie an sich selbst.
Gibt es einen Ort für Utopien, eine gemeinsame Mitte, Mitteleuropa? Für den bulgarischen Autor Georgi Gospodinov steht fest, »dass das Zentrum Europas nichts Statisches ist, fest verankert in Berlin oder Paris. Das Zentrum Europas ist jener bewegliche Ort des Schmerzes. Es ist dort, wo es wehtut und blutet, und heute befindet es sich im Osten, in der stolzen Ukraine«. Diese Fragen stehen wieder im Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstaltung der Sächsischen Akademie der Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Kooperation der Sächsischen Akademie der Künste mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und dem Literaturhaus Leipzig e.V.

Die Lesung findet im Rahmen des Projekts "Austausch zwischen der deutschen und ukrainischen Buch- und Literaturbranche" statt, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert und vom Goethe-Institut, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem Ukrainischen Buchinstitut durchgeführt wurde.

Zu den Autoren
 

Alhierd Bacharevič, geb. 1975 in Minsk, ist ein belarussischer Schriftsteller und Übersetzer deutscher Literatur, u.a. von Wilhelm Hauff, Hans Magnus Enzensberger und Jan Wagner. Er veröffentlicht seine Texte in den wichtigsten Literaturzeitschriften des Landes und u.a. im unabhängigen Minsker Lohwinau-Verlag. Bacharevič' Texte wurden in viele Sprachen übersetzt, 2010 erschien der Roman Die Elster auf dem Galgen im Leipziger Literaturverlag, 2024 folgte der Roman Europas Hunde bei Voland & Quist. Einige von Bacharevičs Büchern stehen auf der belarussischen »republikanischen Liste extremistischer Materialien«. Ab Dezember 2020 lebte und arbeitete er zeitweise als »Writers-in-Exile«-Stipendiat der Stadt Graz. Alhierd Bacharevič ist Mitglied des PEN Belarus und Mitgründer des PEN Berlin.

Marcel Beyer, geb. 1965 in Tailfingen, lebt seit 1996 in Dresden und ist einer der vielseitigsten Autoren seiner Generation. Er veröffentlicht seit 1990 Romane, Erzählungen, Essays, Gedichte, hat Libretti geschrieben und mit bildenden Künstlern zusammengearbeitet. Für seine Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, 2014 etwa den Kleist-Preis, 2016 den Georg-Büchner-Preis, 2021 den Peter-Huchel-Preis und den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Homburg. Marcel Beyer ist seit 2009 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und seit 2018 Mitglieder der Sächsischen Akademie der Künste.

Ondřej Černý, geb. 1962 in Prag, ist Dramaturg. Er war Redakteur der neugegründeten Zeitschrift Svět a Divadlo (Die Welt und das Theater), Direktor des Kunst- und Theaterinstituts Prag, Dramaturg des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache, Generaldirektor des Nationaltheaters in Prag, Direktor des Tschechischen Zentrums München, dann der Generaldirektor, heute ist Ondřej Černý Direktor des Tschechischen Zentrums Wien. Seit 2010 ist er Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Er lebt in Prag und Wien.

Jakub Ekier, geb. 1961 in Warschau, ist ein polnischer Schriftsteller und Übersetzer, u.a. von Kafka, Celan, Reiner Kunze, Max Frisch und Durs Grünbein. 1992 erschien sein erster Gedichtband cały czas. Ekier ist ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift Literatura na Świecie (Literatur der Welt) und Publizist der Tageszeitung Rzeczpospolita. Seit 2001 freier Schriftsteller, wurde er u.a. mit Stipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der Robert-Bosch-Stiftung und der S. Fischer Stiftung und mit dem Karl-Dedecius-Preis ausgezeichnet. Jakub Ekier ist Mitglied des Polnischen PEN und seit 2013 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Er lebt in Warschau.

Iryna Herasimovich, geb. 1978 in Minsk, ist Übersetzerin, Kuratorin und Essayistin und lebt seit 2021 in Zürich, wo sie am Slavischen Seminar der Universität promoviert. Sie hat u.a. Werke von Lukas Bärfuss, Georg Büchner, Monika Rinck, Nora Gomringer und Franz Kafka ins Belarussische übersetzt und leitet regelmäßig Seminare für Übersetzung. Seit 2021 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Zusammen mit Sylvia Sasse und Lukas Bärfuss lancierte sie das Projekt »33 Bücher für ein anderes Belarus« zur Veröffentlichung von Texten belarussischer Autorinnen und Autoren, die in ihrer Heimat nicht erscheinen dürfen.

Wilfried Jilge, Osteuropahistoriker, ist seit Juli 2023 Senior Adviser Ukraine and wider Black Sea region am Integrated Response Hub Ukraine der Stabilisation Platform. Von Januar 2021 bis Ende Juni 2023 war er als Senior Adviser Ukraine and wider Black Sea region am Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) in Berlin tätig. Außerdem ist er seit 2018 Associate Fellow bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), wo er von 2016-2018 bereits als Programmmitarbeiter Ukraine arbeitete. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (heute Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europas) forschte und publizierte er zwischen 2001 und 2010 zur postsowjetischen Ukraine. Wilfried Jilge ist zudem Mitglied der Steuerungsgruppe der ukrainisch-deutschen NGO-Plattform »Kiewer Gespräche«, dem größten deutsch-ukrainischen zivilgesellschaftlichen Netzwerk in Deutschland und der Ukraine, seit ihrer Gründung im Jahre 2005. Schließlich unterstützt und berät er als Experte zivilgesellschaftliche Netzwerke und Projekte im Rahmen der deutsch-ukrainischen Beziehungen, die u.a. auf die Stabilisierung der Ukraine im Krieg und die Stärkung der demokratisch und europäisch orientierten Zivilgesellschaft in der Ukraine zielen.

Alexander Kratochvil, geb. 1965 in München, ist Literaturwissenschaftler und Übersetzer, u.a. von Werken Oksana Sabuschkos und Sofia Andruchowytschs. Er war Assistent am neugegründeten Lehrstuhl für Ukrainistik an der Universität Greifswald, wo er die internationale Sommerschule Ukrainicum mitorganisierte und von 2004 bis 2009 leitete. Nach verschiedenen wissenschaftlichen Stationen hatte er ein Langzeit-Fellowship der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Seit Oktober 2022 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter für ukrainische und tschechische Literatur am Lehrstuhl für Slawische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Steffen Mensching, geb. 1958 in Berlin, studierte an der Humboldt-Universität Berlin Kulturwissenschaft und arbeitete viele Jahre als freiberuflicher Autor, Schauspieler und Regisseur. Mit Hans-Eckhardt Wenzel tourte er mit Clownsprogrammen. Seit 2008 ist er Intendant am Theater Rudolstadt. Für seinen Roman Schermanns Augen (2018) erhielt er den Erich-Fried-Preis und den Preis der Uwe Johnson-Gesellschaft. Zuletzt wurde ihm 2022 der Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung verliehen. Steffen Mensching ist seit 2021 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.

Jurko Prochasko, geb. 1970 in Iwano-Frankiwsk, ist Schriftsteller, Germanist, Übersetzer und Psychoanalytiker. Er hat u.a. Werke von Sigmund Freud, Franz Kafka und Joseph Roth sowie von Ingo Schulze, Katja Petrowskaja und Catalin Dorian Florescu ins Ukrainische übersetzt. 2008 erhielt er sowohl den Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland als auch den Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung. Er lebt in L'viv, wo er an der Ukrainischen Akademie der Wissenschaft und am Psychoanalytischen Institut der Iwan-Franko-Universität forscht und lehrt. Jurko Prochasko ist seit 2010 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und seit 2022 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Kerstin Preiwuß, geb. 1980 in Lübz, ist Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin sowie Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift Edit. Für ihre Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Hermann-Lenz-Stipendium, dem Lyrikpreis Meran, dem Eichendorff-Literaturpreis und zuletzt 2020 mit dem Anke-Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis der Deutschen Schillerstiftung. Seit dem Wintersemester 2021 hat sie den Lehrstuhl »Literarische Ästhetik« am Deutschen Literaturinstitut Leipzig an der Universität Leipzig inne. Kerstin Preiwuß ist seit 2021 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Olga Shparaga, geb. 1974 in Minsk, war vor ihrer Emigration aus Belarus Professorin für Philosophie am European College of Liberal Arts in Minsk. Sie ist Mitglied der feministischen Gruppe des Koordinationsrats, des politischen Organs der Opposition gegen den Diktator Alexander Lukaschenko. Neben zahlreichen Stipendien und Auszeichnungen erzielt sie zuletzt 2024 den Voltaire-Preis für Toleranz, Völkerverständigung und Respekt vor Differenz der Universität Potsdam. Sie ist derzeit Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien.

Natalka Sniadanko, geb. 1973 in Lemberg, ist eine ukrainische Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin. Sie verbindet die Literaturwissenschaft mit dem eigenen literarischen Schaffen. Dieses umfasst bisher elf Prosabände, die in elf Ländern erschienen sind, darunter neun Romane. Für ihren 2021 auf Deutsch veröffentlichten Roman Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde erhielt sie die Nominierung für den Mitteleuropäischen Angelus-Literaturpreis nominiert. Nach Ausbruch des Ukraine Krieges offerierte ihr das Literaturarchiv Marbach ein Stipendium vor Ort, dann wechselte sie nachLeipzig, um hier zu promovieren. Natalka Sniadanko übersetzt vom Deutschen (darunter Max Goldt und Günter Grass) und Polnischen (u. a. Zbigniew Herbert, Czesław Miłosz) ins Ukrainische. Als Journalistin arbeitete sie u.a. für Deutsche Welle, New York Times, Guardian und Süddeutsche Zeitung.

Cécile Wajsbrot, geb. 1954, lebt als Romanautorin, Essayistin und Übersetzerin aus dem Englischen und Deutschen in Paris und Berlin. Sie schreibt außerdem Hörspiele, die in Frankreich und in Deutschland gesendet werden. 2007 war sie Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Sie wurde u.a. mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis und dem Prix de l'Académie de Berlin ausgezeichnet. Seit 2017 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, seit 2019 der Akademie der Künste in Berlin, deren Sektion Literatur sie seit 2021 stellvertretend leitet.

Kilian Kirchgeßner, geb. 1980, berichtet aus Tschechien und der Slowakei für zahlreiche ARD-Hörfunkprogramme, darunter Deutschlandfunk, WDR und Deutschlandradio Kultur. Er schreibt für den Tagesspiegel, brand eins, GEO Saison und viele weitere Titel. Er wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Axel-Springer-Preis, dem Young Journalist Award der Europäischen Union, dem n-ost-Reportagepreis für Osteuropa-Berichterstattung und zuletzt 2022 dem Deutsch-tschechischen Journalistenpreis.