Semperpreis

Mit dem Semperpreis wird eine im deutschsprachigen Raum ansässige Persönlichkeit bzw. Arbeitsgemeinschaft gewürdigt, deren Werk sich durch besondere Qualitäten nachhaltigen Bauens in der Verbindung von Baukunst, Wissenschaft und öko-kultureller Praxis auszeichnet. Der Preis soll im Sinne des Namensgebers die Synthese von künstlerischer Imagination und wissenschaftlich fundiertem Arbeiten an den akuten Fragen des Bauens honorieren. Bei der Beurteilung werden Aspekte der Architekturqualität im Sinne ihrer künstlerischen, ingenieurtechnischen und sozialräumlichen Relevanz und Vorbildwirkung sowie des ressourcenbewussten Bauens besonders berücksichtigt.
2024 wurde der Schweizer Architekt Roger Boltshauser mit dem Semperpreis ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Blockhaus in Dresden, Archiv der Avantgarden - Egidio Marzona der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden statt. Am Tag der Preisverleihung wurde die Ausstellung des Preisträgers im ZfBK-Zentrum für Baukultur Sachsen im Kulturpalast Dresden mit dem Preisträger und Mitgliedern der Jury eröffnet.
Dokumentation:
Pressegespräch und Ausstellung zum Semperpreis 2024
(PDF, 27.09.2024)
Ausstellungseröffnung und Preisverleihung
(youtube, 5 Min)
Dokumentation der Preisverleihung
(youtube, 17 Min)
Zur Vergabe des Preises
Der Semperpreis ist undotiert und wird im zweijährigen Turnus verliehen. Das Vorschlagsrecht hat eine Findungskommission, die aus zwei Vertretern der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste und des zuletzt ausgezeichneten Preisträgers besteht. Über die Vergabe des Preises entscheidet ein Kuratorium, dem zwei Mitglieder der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste angehören.
Gottfried Semper (1803-1879), einer der bedeutendsten Architekten Europas, bahnte den Weg aus dem Historismus des 19. Jahrhunderts in die Moderne. Als genialer Entwerfer, Baumeister, Theoretiker und Forscher hat er die Architekturgeschichte geprägt. Er begriff die Entwicklung der Architektur nicht als eine Abfolge technischer Innovationen, sondern so, dass sie einen befreienden, sogar einen beglückenden Fortschritt bedeuten konnte. Durch sein Wirken in Dresden, London, Wien, Zürich und vielen anderen Städten hat er ein Werk hinterlassen, das nachfolgende Generationen bis heute inspiriert.
Gottfried Semper bewegte sich als Architekt des Historismus im Metier der Architektur als einer Sprache, die auf Verständlichkeit aufbaut, auf Kontinuität und Konvention. Als Forscher hingegen verknüpfte er das Bauen mit den großen Themen seiner Zeit, dem technischen Fortschritt im Umfeld eines ökonomisch-gesellschaftlichen Aufbruchs, in dem sich für Raum und Material scheinbar unerschöpfliche neue Möglichkeiten auftaten. Die Architektur als forschende Kunst hat sich im Sinne Sempers weiterentwickelt und profitiert auch heute von seinen Theorien zur Bekleidung und zum Stoffwechsel. Ihre Herausforderungen aber sind heute andere. Es ist nicht mehr die Überwindung der Grenzen von Raum und Materie, sondern die ressourcenbewusste Arbeit in einer zunehmend auf Schonung der materiellen Grundlagen bedachten, als Kreislaufwirtschaft zu gestaltenden Baukultur, die auch zur Entwicklung entsprechender Lebensmodelle beitragen kann.
Der Preis wurde von 2007 bis 2015 von der Sächsischen Akademie der Künste gemeinsam mit der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) und dem Energieunternehmen Vattenfall (Stifter) vergeben und war mit 25.000 Euro dotiert. 2019 erfolgte die Verleihung erstmals undotiert und ohne Stifter.