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Archiv-Schaufenster

Ausstellungseröffnung mit Wolfgang Holler, Gotthard Graubner, Werner Schmidt und Klaus Michael im Dresdner Schloss im Jahr 2000, Foto: SAK
Blick in die Ausstellung Gotthard Graubner im Dresdner Schloss im Jahr 2000, Foto: Werner Schmidt/SAK
Blick in die Ausstellung Gotthard Graubner im Dresdner Schloss im Jahr 2000, Foto: Werner Schmidt/SAK
Ausstellungseröffnung mit Wolfgang Holler, Gotthard Graubner, Werner Schmidt und Klaus Michael im Dresdner Schloss im Jahr 2000, Foto: Werner Schmidt/SAK
Ausstellungsplakat Gotthard Graubner. Malerei und Zeichnung, Foto: Johanna Aberle

Kunst, Kräne, Kosten – 25 Jahre Ausstellung »Gotthard Graubner. Malerei und Zeichnung« in Dresden


Im Jahr 2027 sollen der Umbau und die Sanierung des Dresdner Residenzschlosses abgeschlossen sein. Damit geht ein jahrzehntelanger Rekonstruktions- und Bauprozess zu Ende, währenddessen sich das Schloss bereits zum musealen Besuchermagneten entwickelt hat. Vor 25 Jahren steuerte die Sächsische Akademie der Künste ein ehrgeiziges Ausstellungsprojekt bei, wie zahlreiche Dokumente im Akademiearchiv belegen.

Am 28. Mai 2000 eröffnete der Akademiepräsident Werner Schmidt (1930‒2010) die seit drei Jahren geplante große Werkschau des Akademiemitglieds Gotthard Graubner (1930‒2013), der im selben Jahr seinen 70. Geburtstag beging. Auf Wunsch des Künstlers fand die Ausstellung im Westflügel des Residenzschlosses Dresden statt und nicht, wie ursprünglich geplant, im sanierten Georgenbau. Zu den Ausstellungsräumen mit einer Ausstellungsfläche von 1.050 m2 Ausstellungsfläche gehörten der Eckparadesaal, vier Vorzimmer, der Thronsaal, das Schlafgemach und die Bildergalerie. Stellwände erweiterten die verfügbaren Flächen, verdeckten jedoch nicht den Charakter des noch im Rohbau befindlichen Baudenkmals.

Werner Schmidt bezeichnete diese Ausstellung, die 174 Werke von Gotthard Graubner versammelte, als ein Ereignis für viele Dresdner Kunstfreunde:
»Einer der bedeutenden Maler, die nach 1945 von Sachsen ausgegangen sind, wird am Ort seiner prägenden Anfänge gewürdigt.« Graubner, der aus dem Vogtland stammte, sein Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden nicht abschließen durfte und 1954 nach Westdeutschland ging, blieb seiner Herkunftsregion immer verbunden. So schenkte er dem Dresdner Kupferstichkabinett bereits 1977 und 1984 Werke und war den Kunstsammlungen auch weiterhin zugetan. Seit 1965 war Graubner als Professor für Malerei in Hamburg und seit 1975 auch in Düsseldorf tätig, er vertrat die Bundesrepublik Deutschland 1971 auf der 11. Biennale in São Paolo, 1982 auf der Triennale in Neu Delhi sowie auf der Biennale in Venedig.

Im Vorwort des Ausstellungskatalogs resümiert Werner Schmidt die Herausforderungen, die sich bei der Realisierung der Ausstellung in Dresden ergaben: »Das war kein leichtes Unterfangen, da die 1996 gegründete Akademie weder über Räume noch über Personal und Haushaltsmittel für Ausstellungen verfügte.« (Gotthard Graubner. Malerei und Zeichnung. Herausgegeben von Prof. Dr. h.c.  Werner Schmidt. Sächsische Akademie der Künste. Dresden 2000, S. 9)

Die Gesamtkosten von ca. 300.000 DM wurden nach intensiven Bemühungen durch einen Zuschuss des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, durch Förderungen der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung mit der Stadtsparkasse Dresden, der Hildegard und Hans Theo Richter-Stiftung, der SchmidtBank und private Leihgeber aufgebracht. Da die Ausstellung ab dem 4. November 2000 auch im Museum Küppersmühle, Sammlung Grothe, Duisburg gezeigt wurde, trug dieses Museum in der rheinischen Wahlheimat Graubners ebenfalls einen Kostenanteil.

Zu den kostenintensiven Positionen im Finanzplan gehörte die Herstellung des reich bebilderten Ausstellungskatalogs in einer Auflage von 1500 Stück mit Beiträgen von Hans Peter Thurn, Werner Schmidt und Erich Franz. Aufwendig war auch der Transport der ca. 50 Gemälde und Farbraumkörper in 17 Bilderkisten aus Depots in Düsseldorf, Neuss und Köln in die Dresdner Schlossräume. Insbesondere für die Großformate »Lapilli« und »Steinerne Blume« (beide 1995, etwa 3 x 4 m) musste ein besonderer Zugang in das Residenzschloss gefunden werden, denn diese passten nicht durch den avisierten Eingang zum Bärengartenflügel. Insgesamt vier Transportrahmen ließ deshalb die beauftragte Firma Hasenkamp am 18. Mai 2000 mit Hilfe eines Autokranes auf die Arbeitsplattform vor dem Eingang zum Riesensaal (2. OG) im Ostflügel des Schlosses heben und nach Ende der Ausstellung im August 2000 wieder abtransportieren.

Eine der Ansprachen zur Eröffnung hielt der damalige Direktor des Kupferstich-Kabinetts Wolfgang Holler, seit 2021 Präsident der SAK. Er stellte fest, dass Graubner dem Betrachter zwar die »Hangelleiter« des Gegenstandes weggenommen habe, sodass die Malerei keine Einordnung in Seh- und Welterfahrungen zuließe. Andererseits sei die Farbe bei Graubner Träger sinnlicher Empfindung – »sie ist blühend, warm oder kalt, strahlend oder gebrochen, traurig oder euphorisch.« (Jahrbuch der SAK 1999. 2000, Dresden 2001, S. 136) Holler warb darüber hinaus für den Besuch des Albertinums, dort wurde zur gleichen Zeit eine große Auswahl von Zeichnungen und Arbeiten auf Papier Graubners gezeigt.

Insgesamt 2700 Interessierte besuchten die Ausstellung im Residenzschloss. Zur Ausstellung erschien ein eindrucksvoller Katalog. Das Medienecho war überwiegend positiv. Ingrid Adler konstatierte in der Leipziger Volkszeitung am 7. Juni 2000: »Es ist nicht möglich, eine derart sinnliche Fülle an Bilderwelt interpretieren und begrifflich fassen zu wollen. Nur ein behutsames Umschreiben vermag den Weg zur Empfindung dieser Malerei vorzubereiten. Der Betrachter ist gefordert, die Fülle der Farbereignisse, des Pulsierens und Atmens der Farbe, des An- und Abschwellens nuancenreicher Farbräume zu erfahren. Das verlangt ihm viel ab, denn in diesen ortlosen Farbräumen ist der Betrachter auf sich selbst zurückgeworfen.«

Diese Leistung hatte allerdings keine Auswirkung auf den beantragten Haushaltsaufwuchs für die Akademie. Staatsminister Hans Joachim Meyer, der an der Ausstellungseröffnung teilgenommen hatte, benachrichtigte die Akademie am 21. Dezember 2000, dass die in Aussicht gestellte Erhöhung des Personals um eine Stelle für Öffentlichkeitsarbeit und Archiv im Doppelhaushalt 2001/02 entfällt. Werner Schmidts Antwortschreiben vom 19. März 2001 ist die Enttäuschung anzumerken: »Wie oben dargelegt, kann die Akademie jedoch auf Veranstaltungen in alleiniger Verantwortung nicht verzichten. Dazu gehören auch einzelne künstlerische Unternehmungen größeren Umfangs, möglichst eine jährlich. Die Bedeutung der Kunst kann nur durch hohen Anspruch und mit angemessenem Aufwand sichtbar gemacht werden. Die beiden in diesem Sinne realisierten Projekte sind fast ohne Belastung des Haushalts der Akademie durchgesetzt worden. Das gilt für das Mappenwerk zu Goethes 250. Geburtstag im Jahre 1999 ebenso wie für die Graubner-Ausstellung im letzten Jahr, auch dank der großzügigen Förderung durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Ähnliches gilt für die Tagungen der Klasse Baukunst in Chemnitz, Leipzig, Bautzen, Freiberg, Dresden und Görlitz mit den zugehörigen Publikationen. Die beachtlichen Leistungen der Akademie unter äußerst beschränkten Haushaltsbedingungen waren nur möglich durch die Bereitschaft vieler Mitglieder, besonders des Senats, zu ehrenamtlichem Einsatz, getragen von hoher Achtung vor den drei Begriffen, die in unserem Namen enthalten sind: Kunst, Akademie und Sachsen. Alle Beteiligten haben ihre Kräfte gegeben in der Erwartung, dass die Sächsische Staatsregierung als Gründerin der Akademie diese Achtung teilen und dem Gremium herausragender sächsischer Künstler einen würdigen Platz bereiten werde. Diese Erwartung sollte nicht dauerhaft enttäuscht werden.«
(Sächsische Akademie der Künste. Chronik 1996–2016, Dresden 2017, S. 189–191)

Die zitierten Publikationen ebenso wie das Ausstellungsplakat und der Ausstellungskatalog »Gotthard Graubner. Malerei und Zeichnung« (Herausgegeben von Prof. Dr. h.c.  Werner Schmidt. Sächsische Akademie der Künste. Dresden 2000. ISBN 3-934367-04-6) sind per Mail bestellbar: info@sadk.de oder nach vorheriger Anmeldung in der Geschäftsstelle der Sächsischen Akademie der Künste am Palaisplatz 3 erhältlich.

 

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