Artur Becker: Die Identität der Kosmopolen und die Rückkehr der Nationalismen
Neustart der Chamisso-Poetikdozentur mit dem aus Polen stammenden Autor Artur Becker: "Es gibt keine Zweifel daran, dass Adelbert von Chamisso in unserer Epoche der politischen und ideologischen Spaltungen und Radikalisierungen seine Suche nach einer universellen Identität des Europäers entschieden fortgesetzt hätte."
Artur Becker selbst setzt diese Suche fort. Er verortet sich in der geistigen Republik der Kosmopolen, ein provozierender Begriff, der seine Energie aus den drängenden Fragen nach dem Selbstverständnis Europas, der Angst vor neu aufbrechenden Nationalismen und der unauflöslichen Frage nach der eigenen Identität bezieht.
Den Videomitschnitt der Veranstaltung finden Sie hier.
Begrüßung:
Arend Flemming, Direktor der Städtischen Bibliotheken Dresden
Holk Freytag, Präsident der Sächsischen Akademie der Künste
Walter Schmitz, Germanist, Vorsitzender des Vereins Bildung und Gesellschaft
Juliane Moschell, Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden
Einführung und Moderation:
Christian Lehnert, Schriftsteller und Theologe, Leipzig
Vortrag und Gespräch:
Artur Becker, Schriftsteller, Frankfurt am Main
Die Sächsische Akademie der Künste initiiert zusammen mit ihren Kooperationspartnern Bildung und Gesellschaft e.V. und den Städtischen Bibliotheken Dresden die Chamisso-Poetikdozentur neu. Mit der Chamisso-Poetikdozentur, die von 2005-2011 bereits in Dresden durchgeführt wurde, werden Autoren und Autorinnen mit Migrationserfahrung ausgezeichnet, die sich aus ihrer persönlichen Erfahrung eines Sprach- und Kulturwechsels heraus mit Fragen nach den nationalen Zuschreibungen von Literatur und Kultur, Heimat und Geschichte auseinandersetzen. Artur Becker, erster Dozent der neuen Chamisso-Poetikdozentur, geboren 1968 in den polnischen Masuren, lebt seit 30 Jahren in Deutschland und schreibt vor allem deutsche Romane über deutsch-polnische Geschichte. Die Publikation der Vorträge ist 2021 im Thelem-Verlag erschienen.
Literatur und Kunst leben von kulturellen und sprachlichen Grenzüberschreitungen, doch „angesichts der Zerrissenheit des heutigen Europäers und der Stereotype, die seit Jahren durch populistische und nationalbetonte Bewegungen verbreitet werden“, ist die Frage nach nationaler Zuschreibung von Literatur wieder aktuell. "Die wichtigsten Identitäten, die im Rahmen der irdischen Machtspiele kreiert werden, sind zugleich die zerbrechlichsten: Die Identifikation mit der Muttersprache, der Heimatverlust oder die politische Transformation prägen unser ganzes Leben. Unaufhörlich suchen wir weiter und können uns oft nicht des Gefühls erwehren, wir seien Entsandte, die eine Aufgabe lösen müssen, um eines Tages – ähnlich wie Odysseus – endlich nach Hause zurückkehren zu können." (Artur Becker)
Weitere Termine: 1.10. und 22.10.2020, jeweils 19.30 Uhr im Vortragssaal im 1. OG in der Zentralbibliothek im Kulturpalast Dresden.
Kooperationsveranstaltung von Sächsische Akademie der Künste, Bildung und Gesellschaft e.V. und Städtische Bibliotheken Dresden

