Leipziger Buchmesse 2024: Freiheit für Europa. Was ist Poesie, wenn sie keinen Menschen rettet
Podium mit Alhierd Bacharevič (Minsk), Jakub Ekier (Warschau), Kerstin Preiwuß (Leipzig) und Jurko Prochasko (L'viv), Moderation: Kilian Kirchgeßner (Prag). Kooperation des Polnischen Instituts – Filiale Leipzig mit der Sächsischen Akademie der Künste
In seinem Gedicht Vorwort fragt Czesław Miłosz: »Was ist Poesie, wenn sie weder Völker noch Menschen rettet?« Miłosz thematisiert die Rolle der Dichtung angesichts von Tod und Zerstörung, die der Zweite Weltkrieg gebracht hat. Er wendet sich an den Menschen, »den ich nicht habe retten können« und thematisiert so auch die Scham derer, die überlebten oder in Sicherheit waren – angesichts des allgegenwärtigen Sterbens. Wie positionieren sich Schriftsteller heute angesichts von Kriegen und existentiellen Bedrohungen unserer Zeit im Spannungsfeld zwischen lyrischer Empfindsamkeit und blinder Gewalt?
Videomitschnitt des Podiums: https://youtu.be/AhvYjdmTVmk
Mitwirkende:
Alhierd Bacharevič, geb. 1975 in Minsk, ist ein belarussischer Schriftsteller und Übersetzer deutscher Literatur, u.a. von Wilhelm Hauff, Hans Magnus Enzensberger und Jan Wagner. Er veröffentlicht seine Texte in den wichtigsten Literaturzeitschriften des Landes und u.a. im unabhängigen Minsker Lohwinau-Verlag. Bacharevič' Texte wurden in viele Sprachen übersetzt, 2010 erschien der Roman Die Elster auf dem Galgen im Leipziger Literaturverlag, 2024 folgte der Roman Europas Hunde bei Voland & Quist. Einige von Bacharevičs Büchern stehen auf der belarussischen »republikanischen Liste extremistischer Materialien«. Ab Dezember 2020 lebte und arbeitete er zeitweise als »Writers-in-Exile«-Stipendiat der Stadt Graz. Alhierd Bacharevič ist Mitglied des PEN Belarus und Mitgründer des PEN Berlin.
Jakub Ekier, geb. 1961 in Warschau, ist ein polnischer Schriftsteller und Übersetzer, u.a. von Kafka, Celan, Reiner Kunze, Max Frisch und Durs Grünbein. 1992 erschien sein erster Gedichtband cały czas. Ekier ist ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift Literatura na Świecie (Literatur der Welt) und Publizist der Tageszeitung Rzeczpospolita. Seit 2001 freier Schriftsteller, wurde er u.a. mit Stipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der Robert-Bosch-Stiftung und der S. Fischer Stiftung und mit dem Karl-Dedecius-Preis ausgezeichnet. Jakub Ekier ist Mitglied des Polnischen PEN und seit 2013 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Er lebt in Warschau.
Kerstin Preiwuß, geb. 1980 in Lübz, ist Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin sowie Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift Edit. Für ihre Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Hermann-Lenz-Stipendium, dem Lyrikpreis Meran, dem Eichendorff-Literaturpreis und zuletzt 2020 mit dem Anke-Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis der Deutschen Schillerstiftung. Seit dem Wintersemester 2021 hat sie den Lehrstuhl »Literarische Ästhetik« am Deutschen Literaturinstitut Leipzig an der Universität Leipzig inne. Kerstin Preiwuß ist seit 2021 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Jurko Prochasko, geb. 1970 in Iwano-Frankiwsk, ist Schriftsteller, Germanist, Übersetzer und Psychoanalytiker. Er hat u.a. Werke von Sigmund Freud, Franz Kafka und Joseph Roth sowie von Ingo Schulze, Katja Petrowskaja und Catalin Dorian Florescu ins Ukrainische übersetzt. 2008 erhielt er sowohl den Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland als auch den Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung. Er lebt in L'viv, wo er an der Ukrainischen Akademie der Wissenschaft und am Psychoanalytischen Institut der Iwan-Franko-Universität forscht und lehrt. Jurko Prochasko ist seit 2010 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und seit 2022 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Kilian Kirchgeßner, geb. 1980, berichtet aus Tschechien und der Slowakei für zahlreiche ARD-Hörfunkprogramme, darunter Deutschlandfunk, WDR und Deutschlandradio Kultur. Er schreibt für den Tagesspiegel, brand eins, GEO Saison und viele weitere Titel. Er wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Axel-Springer-Preis, dem Young Journalist Award der Europäischen Union, dem n-ost-Reportagepreis für Osteuropa-Berichterstattung und zuletzt 2022 dem Deutsch-tschechischen Journalistenpreis.
Einen Überblick über alle Veranstaltungen der Sächsischen Akademie der Künste zur Leipziger Buchmesse 2024 finden Sie hier

