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Sprünge von Sprache zu Sprache/Skočná z jazyka do jazyk

Übersetzer- und Autorengespräch in Prag

Unter dem Titel »Sprünge von Sprache zu Sprache/Skočná z jazyka do jazyk« versammelten sich im September 2023 tschechische und deutsche Autoren und Übersetzer im Sächsischen Verbindungsbüro in Prag. Ausgehend von ihren literarischen, biografischen und übersetzerischen Erfahrungen reflektierten Kristina Kallert, Richard Pietraβ, Róža Domašcyna, Jörg Bernig, Daniela Fischerová, Miloš Doležal und Věra Koubová über Herausforderungen des poetischen Übersetzens, treffende und irrtümliche Sinnzuschreibungen und die stete Suche nach Genauigkeit des Ausdrucks in der jeweils anderen Sprache.

Einleitung und Moderation:
Věra Koubová

Einleitung deutsch/tschechisch (PDF)
 

Mit Kristina Kallert, geb. 1962 in Weißenburg, deutsche Übersetzerin und Lektorin;
Richard Pietraß, geb. 1946 in Lichtenstein/Sachsen, deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber;
Róža Domašcyna, geb. 1951 in Zerna (Sernjany) bei Kamenz/Oberlausitz, sorbische Lyrikerin und Übersetzerin;
Jörg Bernig, geb. 1964 in Wurzen bei Leipzig, Schriftsteller;
Daniela Fischerová, geb. 1948 in Prag, tschechische Dramatikerin und Prosaistin;
Miloš Doležal, geb. 1970 in Háj bei Ledeč nad Sázavou, tschechischer Dichter und Publizist, und
Věra Koubová, geb. 1953 in Klobouky bei Brno, Übersetzerin, Fotografin und Illustratorin.

Die Beiträge der Autoren können Sie auf dieser Seite nachlesen.

 

Sehr geehrtes, liebes Publikum,

ein Übersetzer ist nicht nur mit der Lexik beschäftigt, vertrackten Metaphern, »unübersetzbaren Wörtern« und komplexen Kontexten. Er muss sich ununterbrochen auch grammatisch entscheiden, was selten gewürdigt wird: Welche Wortfolge? Welches Tempus? Unbestimmter, bestimmter, gar kein Artikel? Und – wie wichtig ist das eigentlich? Ich möchte darauf mit einem kleinen Beispiel antworten:


Jan Skácel
Vítr jménem Jaromír

Jednoho dne
půjdeme spolu, jak slíbili jsme kdysi
při pampelišce v žlutých očích kosa.
 

Ein Wind mit Namen Jaromír

Dereinst
gehen wir zusammen fort, wie wir es einander
damals
beim Löwenzahn, unter den gelben Blicken
einer Amsel, versprochen haben.

übersetzt von Felix Philipp Ingold
Jan Skácel, Ein Wind mit Namen Jaromír, Salzburg (Residenz), 1991, 6.

 

Der wind mit namen Jaromír

Eines tages
brechen wir auf, wie wir vor zeiten versprachen
beim löwenzahn in den gelben augen der amsel.

übersetzt von Reiner Kunze
Jan Skácel, Fährgeld für Charon, Gifkendorf-Vastorf (Merlin), 1991, 88. Erstveröffentlichung der Übersetzung 1967.

 

Was macht hier den durchaus beträchtlichen Unterschied?
Vor allem: das Tempus. Perfekt bei Ingold versus Präteritum bei Kunze. Durch die Entscheidung für das Präteritum kann Kunze die Zeilen sehr nah am Original halten. Ingold nutzt die deutsche Verbklammer der Perfektform allerdings auch sehr bewusst, geradezu ikonisch: er legt sie wie eine Schale um den Kern, beschließt sozusagen das Versprechen in ihr, versiegelt es syntaktisch.

Das Präteritum ist das typische Tempus des Lieds, des liedhaften Gedichts, des Märchens – die Zeitangaben »eines tages« und »vor zeiten« bei Kunze korrelieren damit, sie sind eher »märchenhaft« und mythisch, offener. Das Perfekt ist dramatischer, bisweilen proklamatorisch und konstatierend, und auch persönlicher, es ist gewissermaßen eher eine biographische Zeitform. Und das Persönliche wird bei Ingold fast überbetont, u.a. durch das zusätzliche »einander« – »wie wir es einander versprochen haben«. Während Kunze auf das schwer unterzubringende »spolu« lieber verzichtet. In diesen beiden Varianten haben wir quasi ein Gegenüber von Liedton einerseits und persönlichem Manifest oder persönlicher Beschwörung eines Gegenübers andererseits. Zwei völlig unterschiedliche Charaktere, und im Grunde basiert dieser Unterschied auf einer je anderen Tempusform. Beides interessant. Eins davon vielleicht doch näher am Ton des Originals?

Das, was auf uns wirkt, als Ton, ist also zu einem Großteil auch die Wirkung grammatischer Elemente. Aber nicht immer ist dies so augenfällig. Machen wir noch eine kleine Hörprobe in drei Schritten, dieses Mal mit vier lexikalisch völlig identischen Gedichtzeilen; es ist wiederum der Anfang eines Gedichtes von Jan Skácel, dieses Mal von »Všechno o slonech«.

I Normalstellung der Satzglieder im Deutschen

Die letzten Bäume gingen aus dem Park davon
Nur ein alter Herr blieb zurück und er zeichnet
mit einem messingbeschlagenen Stock
Vierecke und Kreise in die Luft
 

II Möglichst genaue Anpassung der deutschen Wortstellung an das tschechische Original, jedoch innerhalb der Norm

Die letzten Bäume gingen aus dem Park davon
Zurück blieb nur ein alter Herr und er zeichnet
in die Luft mit messingbeschlagenem Stock
Vierecke und geschlossene Kreise.

Poslední stromy z parku odešly
zůstal jen starý muž a kreslí
do vzduchu okovanou holí
čtverce a uzavřené kruhy

 

III Freies Spiel der Möglichkeiten

Die letzten Bäume gingen davon aus dem Park
Zurück blieb nur ein alter Herr und er zeichnet
mit messingbeschlagenem Stock
Vierecke in die Luft und geschlossene Kreise

 

Die beiden ersten Varianten sind eigentlich ganz schön. In Variante I hat die Normalfolge aber doch den Effekt einer fast etwas zu unentschlossenen Lakonie; Variante II, die in ihrer Treue zur Wortstellung des Originals die Grenzen des Deutschen aus- aber nicht überschreitet, tendiert in der dritten Zeile durch die gespannte Stellung ein wenig ins Pathetische und wirkt hier bedeutungsheischend.

Und schließlich Variante III: Leichtigkeit, mit ein paar überraschenden Synkopen, und diese sparsam gesetzten präzis inszenierten Überraschungen sind wie Wegweiser ins Gedicht hinein. Die Positionierung des Elements »in die Luft« mittenhinein in die Objektreihe »Vierecke und geschlossen Kreise« macht die vierte und letzte Zeile der Strophe zum leichtfüßigen Höhepunkt, gibt ihr eine Drehung ins Immaterielle, während die dritte Zeile noch ruhig dahinfließt und somit den Hintergrund bildet, vor dem diese rhythmische Pointe ihre Wirkung entfalten kann. Ein grammatischer Tanz mit den Grundregeln der Zielsprache und dem fordernden Vorbild des Originals, der zwischen diesen Spannungspolen zu einer neuen und überraschenden Freiheit gelangt – das ist die individuelle übersetzerische Leistung. Mein Beispiel ist unspektakulär. Aber es zeigt, wie fein ein Übersetzer auf grammatischer Ebene arbeiten kann und muss, es zeigt auch die Möglichkeit des Verwirrtseins angesichts so vieler Möglichkeiten, von denen mehrere etwas für sich geltend machen können.

Variante III imponiert mir hier sehr. Sie ist sich sämtlicher syntaktischer Möglichkeiten bewusst und nützt sie, um jedem Element deutlichste Leuchtkraft zu verleihen -- und um schließlich den Leser mit der Luftsynkope in der letzten Zeile »anzurühren« – als wäre der Stock des alten Mannes ein sprachmagischer Zauberstaub.

Ihnen diese Zeilen vorzustellen ist meinerseits zugleich eine Verneigung vor einem, der so sicher an beiden Ufern des einen Flusses zu wandern versteht: Reiner Kunze.

Jan Skácel: wundklee, gedichte, ins Deutsche übertragen von Reiner Kunze, Frankfurt am Main (Fischer), 1989, 110-111

 

 

Wer, der schreibenden Zunft zugehörig, sich je nach Mähren aufmachte, um in Kunštát den Dichter Ludvík Kundera zu besuchen, wusste in der Regel, wer und was ihn dort erwartete. Ein sein Ritual genießender Teeguru mit dem vitalen Hang, seine wegmüden Gäste zum nahen Dorffriedhof an das von Pilgern früherer Jahre bereits bedichtete Grab des Genius loci, František Halas, zu führen. Das alles wußte ich, als ich vor einem halben Menschenleben als Begleiter meines Freundes, des Fotografen Christian Borchert, von Brno kommend, wo wir den Lichtbildner Vilém Reichmann besucht hatten, nun dem Höhepunkt unserer zweiwöchigen Mairundfahrt durch Böhmen und Mähren zurollte. Wir hatten schon einige kälte-schlotternde Zelt- und Autonächte hinter uns und freuten uns auf ein häusliches Bett. In diese Hoffnung mischte sich die Klippe des Friedhofsbesuchs. Was, wenn der, trotz Anspannung aller Sinne, ohne magischen Moment bleiben würde?

Offenbarungsschimpf! Nachrufschande!

Unablässig näherten wir uns Kunštát, das uns endlose Alleen blühender Obstbäume entgegensandte, uns heiter ans Ziel zu geleiten. Ihr Duft drang durch die Schlitze der heruntergekurbelten Scheiben versetzte mich, mit dem Motorgeräusch, in eine Art somnambulen Singsang, der Konturen eines gleichförmigen Wort-stroms annahm. Das Wenige, das ich vom Schicksal Halas' und Kunderas wußte, verschmolz mit dem Schnee der Alleen und ließ alles eins werden, das ich im Mund behielt, drehte und wendete, ohne es aufschreiben oder hervorprusten zu können. So fuhren wir vor. Die Tür tat sich auf. und ich schoss, ein Ankömmling in Not, wie ein Torpedo durch Grußhände und Kratzfüße zur rettenden Tür unter der Treppe und verschanzte mich hinter ihren diskreten Brettern. Minuten später holte ich alles nach. Das Flüchtige war dingfest gemacht, und ich brauchte dem Dichtergrab nicht mehr entgegenzuzittern.
 

Zwei Jahre später fand sich das Geißlein in meinem »Freiheitsmuseum«:

Richard Pietraß
Kunštát, Alleen

Věra Koubová
K Kunštát, Aleje
 

Apfelbäume, Apfelbäume, zipfelsüβe Apfelträume.
Honignäpfchen, Schüttelwiege, rüttelnd in den Blüten liegen.

Jabloň, jabloň za jabloní, dechem duchen do snů voní.
Medučíše třasohlavé, z květů lože kolébavé.

Pflaumenbäume, Pflaumenbäume, blaugestaute Pflaumenträume.
Taugegaukel, flaue Siege, Steine für den Kuchen kriegen.

Za švestkou se švestka kloní, modrá štístka stromy roní.
Rosné kapky končí v trávě, pecky v buchtě, švestky v šťávě.

Rappelschäume, Zappelträume, abgehaune Menschenbäume.
Blutstumm in den Wolken fliegen, lächelnd auf der Schneide liegen.

Třeští pěny, sny se honí, pokácené lidské stromy.
Do oblak se vznášet hravě, na hraně dlet usměvavě.
 

Wer es unternimmt, Gedichte zu übertragen, sieht sich vor eine nahezu unlösbare Aufgabe gestellt. Wortsinn, Gestalt und Klang des Originals gleichermaßen zu bewahren, entspräche dem Ideal. Diese zweisprachige Ausgabe zeigt das Gelungene und Uneingelöste, offenbart die Differenz und erlaubt dem Kundigen neben dem kritischen Vergleich, den vollen Rang und Reiz der heaneyschen Gedichte zu erfahren.

Als ich Ostdeutscher im Sommer und Herbst 1986 auf Einladung von Gabriele Bock diesen vierten, in London bereits 1975 erschienenen, Gedichtband Heaneys für den Reclam Verlag Leipzig übertrug, tat ich dies, ohne je in Irland gewesen oder dem Autor anderswo begegnet zu sein. Der anläßlich des Lizenzersuchens mitgeteilte Wunsch des Autors nach einer gleichermaßen inspirierten und genauen (»inspired as well as accurate«) Übersetzung wurde mir gegen Ende meiner Bemühungen berichtet. So war mein wichtigstes Rüstzeug »Der Große Muret-Sanders«), den mir ein Münchner Freund aus diesem Anlaß geschickt hatte.

Es war ein Gang übers Moor. Links und rechts meines abgründigen Pfads glucksten die Laute und Bedeutungen, irrlichterten Redewendungen und »false friends«. Neben den hilfreichen Anmerkungen der Lektorin und dem profunden Nachwort von Wolfgang Wicht blieb mir als Moorführer mein poetischer Instinkt. Sackte ich dennoch ins Bodenlose, half mir nur noch der Griff nach dem eigenen Zopf.
 

Seamus Heaney

The Diviner

Cut from the green hedge a forked hazel stick
That he held tight by the arms of the V:
Circling the terrain, hunting the pluck
Of water, nervous, but professionally

Unfussed. The pluck came sharp as a sting.
The rod jerked down with precise convulsions,
Spring water, nervous, suddenly broadcasting
Through a green aerial its secret stations.

The bystanders would ask to have a try.
He handed them the rod without a word.
It lay dead in their grasp till nonchalantly
He gripped expectant wrists. The hazel stirred.
 

Der Rutengänger

Von grüner Hecke eine Haselgabel
Schnitt er und hielt sie wie ein V:
Den Grund abtappend nach der Wasserader,
Nervös gespannt, doch profischlau

Und kühl. der Ruck kam wie ein Stich.
Die Rute fuhr hinab in Krämpfen.
Ein Brunnenquell, der zu uns spricht
Per grünem Draht geheimer Sender.

Die Schaulustigen wollten auch einmal.
Stumm gab das Reis er jenen, die es juckte.
Wie tot lag es in ihrer Hand, bis elegant
Er die Gelenke faßte. Die Hasel zuckte.

 

 

Immer wieder kommt mir eine Entdeckung aus den Sechzigern in den Sinn. Ich bin ein Kind, und wir machen einen Klassenausflug ins Tschechische, es ist Frühling und die Klasse ist ins Gebirge gefahren - also, ein Kind steht im Regen vor einem Kiosk, der wie verloren dasteht. Das Kind liest die Aufschrift über dem Eingang: »Smíšene zboží«.

Das Kind trägt einen Regenschirm, zu dem es zu Haus Schirm sagt, in der Schule předešćnik und seit der vierten Klasse nach dem mehr slawischen Sprachreglement předestnik.
Das Kind heißt Rosel. Jedenfalls wird es so gerufen. Es weiß, daß es Rosa heißt, es weiß, daß es in der Schule Róža heißt, es weiß, daß das richtig ist. Es weiß, daß das, was zu Hause gesagt wird, falsch ist. Es spricht so, wie es zu Hause gesagt wird. Zu Hause wird nicht smíšene zboží gesagt, sondern směšne zbožo. Und es weiß, was směšne ist, und was zbožo. Es transformiert sich seine Wahrheit zurecht: směšne zbožo – das lächerliche Glück.
In solch einem Kiosk also gibt es das Glück. Für Kronen.

Kein Wunder, dass das Glück auf dem Stirnbalken des Kioskes angeschrieben ist.
Doch wieso ist das Glück, sorbisch gedacht, lächerlich?
Gibt es in diesem Kiosk etwa so ein Glück, wie Hans im Glück es gefunden hat, ein austauschbares Anfaßbares?
Dem ging ich nach. Und stets, wenn ich in diese Gegend kam, war die Suche nach jener Aufschrift vorprogrammiert.
Die Suche machte zunehmend Spaß. Worte, die ähnlich klangen, wurden abgefragt und manchmal bis auf den Wortstamm abgeschält. Mit Versen, in denen sich der Sinn der Dinge durch den Einsatz von Austauschbuchstaben oder durch Wortteilung änderte.
Mit meiner Freundin, deren Eltern nach dem zweiten Weltkrieg aus dem Tschechischen vertrieben und in das kleine Lausitzer Dorf meiner Kindheit gekommen waren, dichtete ich Litaneien, die aus Versatzstücken in Schulsorbisch, Hochdeutsch und auch der wendischen und deutschen Sprache der Straße, sowie Schlesisch bestanden.
Das hörte sich nicht immer stubenrein an und ihre Großmutter, die Sidonia hieß und kein Wort wendisch zu verstehen vorgab, meinte mehr als einmal: »Werdt ok nich so garschtlich sein, zueinand, ihr Görn!«
Sie hat uns in der Freude am Erfinden missverstanden.
Folgerungen aus diesem Tun ließen mich nicht mehr los.
Daran hatte auch meine Großmutter, die Märchenerzählerin gewesen ist - das war noch kurz bevor die Fernseher über uns kamen - einen ziemlichen Anteil. Je nach Tagesverfassung änderte sie die Märchen ab. An was ich mich noch genau erinnern kann, ist die Sprache ihrer Hände und der rasch wechselnde Ausdruck ihres Gesichtes. Nachdem ich lesen gelernt hatte und z. B. »Das Waldhaus« nachgelesen hatte, begann ich sie zu korrigieren. Dann wechselte sie die Sprache und behauptete, in dieser Sprache sei es ein wendisches Märchen. Weil es im Wendischen zwei Schriftsprachen gibt, von denen ich nur eine beherrsche, sowie mehrere Dialekte, war ich damit überstimmt und sie konnte so weitermachen.

Gegebenheiten in Frage zu stellen, ist leicht. So erging es mir z. B. in Bratislava, wo ich 1985 einen Sommerkurs belegte und wegen der nicht unerheblichen Ähnlichkeit der Sprache mit dem Sorbischen mit der Vorstellung flirtete, dass dort alle sorbisch sprächen. Ein lautes Sorbisch in den Straßen einer großen Stadt und keiner stößt sich dran - unerhört!
Dabei wusste ich doch, was ich hörte.
Bei meinen täglichen Übungsrundgängen in der Geschäftsstraße wurde mir auf meine in Slowakisch gestellten Fragen zumeist deutsch geantwortet.
Und als ich letztlich einen Rucksack kaufen wollte, um den Transport von Lyrikbänden zu bewerkstelligen, wollte mir das slowakische Wort für Rucksack nicht einfallen.
Schließlich war die Verkäuferin am Ende ihrer Geduld und ich verzweifelt - ich griff nach dem mir gängigstem Wort, verlangte einen Rucksack.
Damit lag ich richtig, auch was das slowakische Wort betraf.
Die Amplitude der Worte verrät die Kindheitsgegend und der Wortschatz die Herrschaftsverhältnisse.
Dem entwinde ich mich, wenn ich den Blick eines Kindes ansetze, diese kleine Verschiebung des Gelesenen zum Gehörten hin vollziehe, also in dem Sinne, wie ich in smišene zboží das lächerliche Glück entziffere und nicht den Gemischtwarenladen, was es in tschechischer Sprache wirklich heißt.
Die Quelle der Fantasie sprudelt. Manchmal braucht man nicht einmal die Sprache zu wechseln, um das zu entdecken. In einem Werbeprospekt wird eine Automarke mit einer anderen »genetisch nahen« verglichen, denn auch dieses Fahrzeug hat, wie dort stand, ein Dieselherz.
Mit Überlappungen hat es die Sprache stets zu tun, nicht nur im politischen Kontext.
Lassen Sie mich kurz einigen Begriffen aus der Fachsprache des Bergmännischen nachgehen. Denn das habe ich einst studiert.
Glanzhaut - das kann doch nur etwas Sinnliches sein - kämen Sie drauf, dass die Oberfläche des Briketts gemeint ist?
Tagebauschutzgebiet - etwas soll also geschützt werden - vor wem und für wen? Gemeint ist ein Territorium, das abgebaggert werden soll, um Braunkohle im Tagebau zu gewinnen. Orte, die von der Landkarte verschwinden.

Worte können zu Unworten mutieren. Manche sind nach und nach, wie unter der Hand, wieder verwendbar. So geschehen mit dem Wort wendisch.
Mir jedenfalls wurde in der Schule beigebracht, sorbisch wäre richtig und wendisch sei falsch. Dabei hat meine Großmutter, wenn sie jemand in deutscher Sprache danach fragte, stets behauptet, sie rede wendisch und habe das immer schon getan. »In der Schule könnt ihr sorbisch lernen! Zu Hause sprechen wir wendisch!«
So sagte ich zur Großmutter auf Deutsch, dass ich wendisch spreche, in der Schule sprach ich sorbisch, was sorbisch serbski heißt, und zu Hause sowieso dialektal serski, denn wendiski gibt es nicht.

Die Sprache des Menschen erneuert sich durch die Zeiten, gleich einer Frucht. Sie »wächst wieder aus dem Keim«, wie es Gottfried Benn sagte, sie »erfährt einen bruchstückhaften Wiederaufbau« und »ist durchsetzt mit einzelnen Erregungsherden, die sie innerlich erneuern«.
Aber eine Sprache, die kein Wort für Sieg hat und nur ein Wort für Gewinn - dobyće - kann keinen Sieger hervorbringen, höchstens einen Gewinner.
Der Gewinn im Materiellen zieht ein kurzes Glück nach sich. Lottoglück. Hans im Glück-Glück. Vielleicht auch ein kurzes Glück der sprachlichen Bedeutungstarnung.
Bis ein Kind kommt und staunend stehen bleibt.

 

Bearbeiteter Auszug aus „Der Hase im Ärmel“, Edition Cornelius, Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2011, © Róža Domašcyna

 

 

Meine Übersetzertätigkeit ist sehr überschaubar. Ich habe ein paar Gedichte Wilfred Owens übertragen, ein wenig Wissenschaftsprosa, dies alles aus dem Englischen. An einigen Übertragungen meiner Gedichte ins Englische habe ich zumindest mitgewirkt, ein paar kleinere Prosastücke gleich selbst auf Englisch geschrieben. Mein Sprachwandeln erfolgt also dort. Vor allem bei der Rezeption. Ich kann mich noch sehr wohl des – ja! – Glücksgefühls erinnern, als ich einen englischen Roman ›einfach so‹ las, also ohne Aufgabenstellung für ein Seminar, ohne eine Prüfung, die dahinter lauert. Es war Lawrence Norfolks Lamprière’s Dictionary. Mich interessierte die phantastische Geschichte, die darin verwoben war, die europäische Dimension. Was aber das wahrhaft Ergreifende war, das war der Eintritt durch die Sprache in den anderen Raum. Nicht nur den lexikalischen, syntaktischen etc., nicht nur den literarischen, nein, in den anderen Kulturraum mit seinen vielen Tiefenschichten, mit seinen Verzweigungen, seinen Klängen, seinen Formen und Identitäten. Ergreifend, sagte ich, war das. Ein Ergriffen- und Mitgenommen-Werden. Von dort gab es dann kein zurück mehr. Die Rezeption – ob Literatur, Radio, Film etc. – konnte fürderhin nur noch im Englischen stattfinden.

Nun aber sehe ich auch in einem weiteren Raum mit einem Bein, und Věra Koubová spricht angesichts dessen von »Zweihäusigkeit«, und sie meint hier nicht meine Verbindung ins Englische. »Zweihäusigkeit« als Behausung in zweierlei, in zweierlei Räumen. Es ist ein Raum, dessen jetzt dort gesprochene Sprache ich – im Unterschied zum Englischen – nicht spreche, zu dem ich gleichwohl eine besondere, ja, einzigartige Verbindung habe, weil nämlich die Meinen einen Winkel dieses Raumes über Jahrhunderte hinweg kultiviert haben. Sie haben vor Jahrhunderten und durch solche Zeiträume hindurch ja erst einmal das, was wir ›eine Gegend‹ oder gar ›eine schöne Gegend‹ nennen, daraus gemacht, indem sie – und hier drängen sich Ausdrücke wie ›vor Ewigkeiten‹ oder ›in grauer Vorzeit‹ seltsam auf – die Wildnis in eine menschliche Kulturlandschaft verwandelten. Schier undurchdringliche Wälder wurden gerodet, Felder wurden angelegt, größer und größer, und alte Wege wuchsen manchmal zu rauschenden Rollbahnen für den Schwerlastverkehr unserer Tage heran. Es wurden Dörfer gegründet und Städte; die Architektur zeugt von diesem langen Werden. Industrien erschienen ab dem 19. Jahrhundert und, so haben wir in den letzten Jahrzehnten gelernt, sie haben eine kürzere Halbwertszeit, sie verschwinden auch schon einmal ganz, so daß sich dann manchmal die Natur das zurückholt, was ihr einst abgerungen worden war. Sie ahnen es, worum es bei der erwähnten »Zweihäusigkeit« geht: ich stehe mit einem Bein auch in Böhmen, denn ich bin (auch) ein – horribile dictu – Sudetendeutscher. Womit wir bei der an mich gerichteten Frage von Věra Koubová, die Prosa und auch eine Reihe Gedichte von mir übersetzt hat, angekommen wären, wie es sich denn anfühle, wenn ich meine Gedichte ins Tschechische übersetzt vorfinde. Es fühlt sich für mich zuzeiten so an, als würden die Gedichte dann ihren Schatten erhalten. Schatten hier nicht in einem dunklen Sinn, sondern in einem Peter Schlemihlschen. (Der hatte seinen Schatten eingetauscht für allen möglichen weltlichen Gewinn …) Es fühlt sich so an, als würde etwas Dazugehöriges an die Gedichte herantreten – und auch an mich. Ganz so wie etwas Zugehöriges an mich herantritt, wann immer ich in Böhmen bin. Ich spreche zwar die Sprache nicht, bin mithin ein Stummer, ein Němec, aber das Um-mich-herum spricht zu mir. Nicht nur das Menschengemachte, nicht nur die Spuren der Meinen, die letzten Gräber, nein, auch die Landschaft. Wer weiß, vielleicht gibt es ja auch solche geogenetische Informationen in uns, die dafür sorgen. Oder erkennt etwas uns wieder und spricht zu uns mit vielerlei Zeichen? So fühlt sich das an. Was aber, wenn das nicht so ist und mir Böhmen höchst indifferent begegnet? Dann verweise ich auf Goethes Wilhelm Meister: »… und wenn ich dich lieb habe, was geht’s dich an?« Goethe, Sie wissen, Karlsbad, Teplitz. Steht das alles aber nicht in sehr großem Kontrast dazu, daß ich als Dichter doch wohl daran interessiert sein sollte, daß meine Gedichte in Übertragungen durch die Welt geistern, die möglichst viele sich aneignen können? Chinesisch wäre also wohl besser. Ja sicher, aber … Gedichte von mir sind in einige Sprachen übertragen worden, indes den (ihren?) Schatten erhalten sie nur, wenn sie mir in tschechischer Gestalt erscheinen. So fühlt sich das für mich an. Möglicherweise raufen sich Übersetzer, die ja – wie alle anderen auch – nicht ohne Theorien davonkommen, über solche Gedicht-Mensch-Land-Verbindungen die Haare.

Hier mein Gedicht in untergegangenen reichen, damit Sie einen Eindruck gewinnen können.

 

in untergegangenen reichen

wir streifen durch untergegangene reiche
auf der suche nach etwas | schwer zu benennen
noch schwerer zu fassen | sinn möglicherweise
ausfüllung unserer leere | zuweilen tät es schon form |
manche städte wissen noch winkelweise davon zu sagen
oder ein verwunschener grenzstein im wald

die flüsse überall quellen sie auf
und fließen mitten durch unsere sprachen |
die flüsse schwemmten sie an einstmals an ihren ufern |
wir fanden die sprachen und schleppten sie weg in unsere weiler |
sitzen seither gefangen | kannitverstan

manche von uns stiegen auf hügel
um mit einem armschwung länder
zu nehmen | andere starrten gebannt
auf das banner des halbmonds
sagen wir Mohács | wieder andere
klopften tödlich an nachbars tür |
es rollten die räder sie rollten alle |
jegliche siege aber gingen verloren noch stets

windstille ist eine glückliche fügung
in unserem quelland im herzen europas
der mördergrube der alten
und auch das schweigsame fließen der flüsse

wir gehen durch untergegangene reiche
und nehmen ihren flüssen den puls |
mäandern auf der suche nach sinn | ach
zuweilen tät es schon form |
oder eine stunde schmerzvergessenen schweigens

 

kannitverstahn: vgl. Johann Peter Hebels (176o-1826) gleichnamige Geschichte.
um mit einem armschwung länder / zu nehmen: Der Sage nach soll Urvater Čech vom Gipfel des Berges Říp (Georgsberg) mit einem Armschwung den Tschechen Böhmen als Heimat gewiesen haben.
Mohács: Zwei Schlachten wurden bei Mohács in Ungarn geschlagen: 1526 besiegten die Ottomanen die Ungarn; 1687 besiegte Österreich das Ottomanische Reich.
es rollten die räder sie rollten alle: Räder müssen rollen für den Sieg! Deutscher Propaganda-Slogan während des Zweiten Weltkrieges.

© 2017 Edition Rugerup, Berlin

 

v zaniklých říších

touláme se zaniklými říšemi
hledáme cosi | těžko to nazvat
ještě hůř pochopit | smysl snad
jak vyplnit prázdnotu | občas by to vyřešil už tvar |
nejedno město o tom ještě v kterémsi zákoutí vypráví
anebo zakletý milník v lese

řeky ty vyprýští všude
a protékají našimi jazyky |
řeky je kdysi vyplavily na břehy |
našli jsme jazyky a odvlekli je do svých samot |
od těch dob sedíme chyceni | já nerozumět                                                                          

mnozí z nás vystoupili na kopce
aby máchnutím ruky vzali si
země | jiní utkvěle civěli
na korouhev půlměsíce
dejme tomu u Moháče | a opět jiní
pro smrt si zaklepali sousedovi na dveře |
točila se kola kutálela|
leč všechna vítězství pokaždé byla prohrána

bezvětří je šťastné řízení osudu
v tom našem prameništi v srdci evropy
odedávné jámě vrahů
a též ono mlčelivé tečení řek

procházíme zaniklými říšemi
a bereme jejich řekám tep |
kličkujeme hledáme smysl | ach
občas by to vyřešil už tvar
nebo hodina rozbolavělého mlčení

© Übersetzung: Věra Koubová

 

 

Liebes, sehr geehrtes Publikum,

gemeint war es als unschuldiger Scherz! Aber es ist gekippt! Ja sicher, ein bisschen Schieflage habe ich erwartet, eine hoffentlich amüsante. Es ist aber ganz und gar gekippt und kein Stein blieb auf dem anderen. Das Vorgehen war wie folgt: Ich schrieb eine kleine Reimerei von sechs Zeilen:
 

Moje slovo touží poznat
sladkost tvého jazyka
Slovo bylo učiněno tělem
Tělo zavírá se nad překladatelem
Každé slovo do živého masa 
živým masem proniká

 

 

Mein Wort sehnt sich die Süße
deiner Zunge* zu erfahren
Das Wort ward Fleisch
Das Fleisch schließt sich über dem Übersetzer
Jedes Wort dringt durch lebendiges
Fleisch in lebendiges Fleisch**

*Anm. d. Ü.: Im Deutschen hat das Wort Zunge auch die Bedeutung von Sprache, wenngleich dieser Gebrauch etwas veraltet ist.
**Übersetzung wörtlich und ohne Reim

 

Diese Verse hat ein Russist ins Russische übersetzt und eine Russistin wieder zurück ins Tschechische. Den so entstandenen Text übersetzte ein Anglist nun ins Englische, und die Zeilen wanderten in diesem Hin und Zurück durch insgesamt sieben Sprachen. Alle beteiligten Übersetzer spielen in der obersten Liga. Keiner von ihnen ahnte, was er da übersetzte und wusste auch nicht von den vorherigen Schritten.

Ich bedaure sehr, dass wir aus Zeitgründen nicht alle Entstellungen des Textes durchgehen können, aber glauben Sie mir, sie waren monströs. Sinn und Form stürzten wie Dominosteine. Wo lagen die Gefahrenstellen? Ich habe im Text zwei Übersetzerfallen aufgestellt, gewissermaßen zwei Fußangeln ausgelegt: das Bibelzitat »slovo bylo učiněno tělem« / »Und das Wort ward Fleisch«, Joh 1,14,und eine Amphibolie: das Wort »jazyk« kann Sprache bedeuten oder eben nur den Muskel meinen, der beim Kuss eine so bedeutende Rolle spielt: »Moje slovo touží poznat sladkost tvého jazyka.« Hier hat das Deutsche dem Übersetzer Vratislav Slezák das Messer an die Kehle gesetzt: Sprache oder Zunge? Er hat sich für das Geistigere entschieden, die »Sprache«, und so verschwand die »Zunge« - als konkretes Erotikon – aus dem Gedicht und ward nicht mehr gesehen. Der Anglist Josek bediente sich des Reims »tongue« – »monk«. Der Held des Gedichtes, der Übersetzer, wird in seiner Interpretation zum Mönch. Jana Štroblová wiederum machte ihn zum »převozník«, zum »Fährmann«, was zwar nicht im Original steht, aber doch eine metaphorische Logik hat. Der Mönch hingegen kann nur die Logik des Reims für sich geltend machen. Ja, der Reim terrorisiert die Poesie mehr, als man meint. Die Gestalt des Mönches schlüpfte in den Text und schlug acht weitere Übersetzer in ihren Bann. Die Anglistin Hana Žantovská vermutete, Autor des Gedichtes sei John Donne, das wäre 17. Jahrhundert. Als man ihr versicherte, der Text sei nicht von Donne, ließ sie den Reim erleichtert fahren. In meinen Zeilen geht der Sprecher ganz selbstverständlich davon aus, dass »deine Zunge« – ob nun Muskel oder Sprache – »süß ist«. Der Russist Milan Dvořák übersetzt: »sladostěn-li tvoj jazyk«, also: »wenn deine Zunge süß ist«. Er tut dies ganz offensichtlich aus rhythmischen Gründen, und trägt damit einen interessanten Zweifel ins Gedicht: Und was wenn deine Zunge nicht süß ist, wenn sie sauer oder bitter ist oder nach gar nichts schmeckt? – Und schon setzen zwei weitere Übersetzer ein Fragezeichen: »Tasting the (sweet?) taste of your tongue. « Als wäre das die wichtigste Mitteilung. Ist etwa das Deutsche süßer als das Tschechische oder umgekehrt? Was so ein kleines russisches »-li« doch anrichten kann.

Das Bibelzitat »Und das Wort ward Fleisch« wurde von Jana Štroblová eigenmächtig ersetzt durch ein anderes Bibelzitat: »Im Anfang war das Wort« Joh 1,1, und alle Europäer haben damit weitergearbeitet. Aus der chinesischen und japanischen Version ist alles Biblische spurlos verschwunden.  

Zeile für Zeile eröffnet das Gedicht wie von allein die Diskussion, warum ein Übersetzer übersetzt: Immer wieder wird behauptet »um auch andere zu ergreifen«, wie etwa Vratislav Slezák schreibt, »um auch andere zu begeistern«, »um auch andere mitzureißen“ … Erst Michal Lázňovský sieht es anders: »aby i další byla přenesena« – »damit auch die anderen übertragen (oder auch hinübergetragen) würden«, und das bezieht sich in diesem Kontext nicht auf Menschen, sondern auf Wörter; aha, der Übersetzer dient nicht den Lesern, sondern den Wörtern. Sieh an! Das ist eine ganz neue Sicht. – In der chinesischen Variante springt der Text in die Ich-Form und der Held selbst erklärt seine Aufgabe: »Vielleicht kann ich uns und den anderen helfen, den Abgrund zu überwinden und ans Ziel zu gelangen.« Den krönenden Abschluss bildete dann die Rückübersetzung aus dem Japanischen von Zdenka Švarcová.

 

Tvá slova, tiše plynoucí řeka,
krásně děsivá jak proud, průrva,
val mezi dvěma břehy,
tebou a mnou.
Zdali jej jiná slova mohou překlenout?
Byť mne to bolí, rány se hojí.
Jako kazatel všemi slovy
proplétám významy, přesnosti, mladost.
Snad nás to zachrání
tebe, mne, druhé.
Snad překročím val, snad dojdu k cíli.

 

 

Deine Worte, ein still ziehender Fluss
herrlich erschreckend wie ein Strom, eine Schlucht,
ein Wall zwischen zwei Ufern,
dir und mir.
Werden andere Wörter ihn überwölben?
Auch wenn es mich schmerzt, Wunden heilen.
Wie ein Prediger verflechte ich mittels der Wörter
Bedeutungen, Genauigkeiten, Jugend.
Vielleicht rettet uns das
dich, mich, die andern.
Vielleicht kann ich den Wall überschreiten, vielleicht
gelang ich ans Ziel.*

*auf Wunsch der Autorin möglichst wörtliche Übersetzung ins Deutsche

 

Resumee: aus dreiundzwanzig Wörtern im Original sind einundfünzig geworden. Aus einer einfachen Reimerei ein pathetisches Essay. Das nicht reimt! Der Übersetzer ist kein Fährmann mehr und auch kein Mönch, sondern ein Prediger. Etwas schmerzt ihn, wir wissen nicht was und warum, aber die Wunden heilen, und wieder wissen wir nicht warum. Die Wörter sind ein herrlich erschreckender Fluss, eine Schlucht zwischen zwei Ufern, dir und mir. – Von dem ursprünglichen Gedicht ist nichts, aber auch gar nichts geblieben. Die Übersetzer haben es mit suggestiven poetischen Reagentien angereichert wie Mönch, Blut, Schwert, Dolch, Zelle, Abgrund, Schlucht, erschreckender Strom – nichts davon findet sich im Original. Nur in einem Punkt klingt das Thema wie von fern wider, nämlich darin, dass zwischen den Sprachen ein Abgrund liegt. Ein Übersetzer, will er die Leere zwischen den Sprachen, zwischen dir und mir überbrücken, muss sehr kühn sein und viel Humor haben.

 

 

Milí a vážení, měl to být nevinný žert! Zvrhlo se to. Ano, jistěže jsem čekala, že se to zvrhne, ale jen  maloučko, a doufejme zábavně. Zvrhlo se to totálně a nezbyl kámen na kameni.

V čem spočíval princip: napsala jsem krátkou veršovánku, šest řádek.

Moje slovo touží poznat
sladkost tvého jazyka
Slovo bylo učiněno tělem
Tělo zavírá se nad překladatelem
Každé slovo do živého masa
živým masem proniká

Tu přeložil rusista do ruštiny a jiná rusistka zpět do češtiny. Takto vzniklý text přeložil anglista do angličtiny a pohybem tam a zpátky jsme prošli sedmi jazyky. Všichni překladatelé jsou či byli první liga. Nikdo netušil, co vlastně překládá, a neznal předchozí fáze.

Velmi lituji, že nám čas nedovolí probrat všechna znetvoření textu, ale věřte, byla obludná. Smysl i forma se hroutily rychle jako domino. V čem byla hlavní úskalí?  Vložila jsem do textu dva překladatelské chytáky, jakési nášlapné pasti. Jednu biblickou citaci – „Slovo bylo učiněno tělem“ /Und das Wort ward Fleisch, Jan 1, verš 14 VěK/-  a jednu amfibolii: slovo jazyk může znamenat řeč i konkrétní sval, tak významný při polibku.  „Moje slovo touží poznat sladkost tvého jazyka.“ Právě němčina položila Vratislavu Slezákovi nůž na krk: Sprache, oder Zunge? Zvolil ušlechtilou Sprache a jazyk – die Zunge -  jako konkrétní erotikon z básně zmizel a už se nevrátil. Anglista Josek použil rým – tongue- monk. Hrdina básně, překladatel, se v jeho pojetí stává mnichem. Jana Štroblová ho nazvala převozníkem, což v originále není, ale má to logiku metaforickou. Nazvat ho mnichem nemá jinou logiku nežli rýmovou. Ano, rým terorizuje poezii více, než se zdá. Postava mnicha vklouzla do textu a fascinovala osm dalších překladatelů. Anglistka Hana Žantovská se domnívala, že autorem básně je John Donne, století sedmnácté. Když ji ujistili, že ne, s úlevou zrušila rým.

V mé říkance mluvčí jaksi samozřejmě předpokládá, že tvůj jazyk – ať už sval či řeč – je sladký. Rusista Milan Dvořák překládá: „sladostěn-li tvoj jazyk“, tedy : je-li tvůj jazyk sladký. Je to evidentně kvůli rytmu, ale vnáší to do básně zajímavou pochybnost: A co když tvůj jazyk není sladký, co když je kyselý či trpký, nebo nemá žádnou chuť? – A hned dva další překlady to píší s otazníkem. „Chuť… sladkou?....tvého jazyka.“ „Tasting the (sweet?) taste of your tongue.“ Jako by to byl hlavní zájem básně. Je němčina sladší než čeština, nebo naopak? – Co natropí jedno maličké ruské  -li.

Citaci „Slovo bylo učiněno tělem“, Nový zákon, Jana Štroblová svévolně změnila na „Na počátku bylo Slovo“ /Im Anfang war das Wort“ Jan1, verš 1, VěK/a všichni Evropané s tím pak pracovali. V čínské a japonské verzi už není po Bibli ani památky.

Verze po verzi se báseň jaksi samovolně stává diskusí o tom, proč vlastně překladatel překládá. Různé texty tvrdí: „aby zasáhl ty druhé“, Slezák píše „um zu ergreifen auch die anderen“ „aby strženi mohli být i ostatní“ „aby i ostatní mohli být unešeni“… Až Michal Lázňovský to řeší jinak: “Aby i další byla přenesena“, což se v syntaxi věty nevztahuje k lidem, ale ke slovům: aha, překladatel neslouží čtenářům, ale slovům samým. Vida! To je zcela jiný pohled. -  V čínštině text skočí do ichformy a sám hrdina vysvětluje svůj úkol: „Snad pomůžu nám i jiným překonat propast, dojít k cíli.“  A korunou všeho je překlad z japonštiny, Zdenka Švarcová.

/autorka prosí o co nejdoslovnější přetlumočení do němčiny:/

Tvá slova, tiše plynoucí řeka,
krásně děsivá jak proud, průrva,
val mezi dvěma břehy,
tebou a mnou.
Zdali jej jiná slova mohou překlenout?
Byť mne to bolí, rány se hojí.
Jako kazatel všemi slovy
proplétám významy, přesnosti, mladost.
Snad nás to zachrání
tebe, mne, druhé.
Snad překročím val, snad dojdu k cíli.

Resumé: z třiadvaceti slov originálu je jednapadesát. Z prostinké říkanky je patetický esej. Nerýmuje! Překladatel už není převozník ani mnich, je to kazatel. Něco ho bolí, nevíme co ani proč, ale rány se hojí, též nevíme proč. Slova jsou krásně děsivá řeka, průrva mezi dvěma břehy, tebou a mnou. – Z původní básničky nezbylo nic, nic, nic.  Překladatelé ji naplnili sugestivními poetickými činidly, jako je mnich, krev, meč, dýka, cela, propast, průrva, děsivý proud, nic z toho v originále není. Jediné, čím se téma vzdáleně ozývá, je fakt, že mezi jazyky je propast. A překladatel musí mít velkou odvahu i humor, chce-li to prázdno mezi řečí a řečí, mezi tebou a mnou překlenout.

 

 

An einem bestimmten Ort, in einer bestimmten Region oder Landschaft verwurzelt zu sein hat seine Vor- und Nachteile. In Zeiten der globalen Unbehaustheit, eines sich ständigen Zerstreuens und Zerstreutseins hat man dann einen archimedischen Punkt, eine Stütze, Boden unter den Füßen. Man wächst hinein in eine lebendige Vergangenheit. Man hält einem Ort die Treue. Wird mit ihm vertraut und lernt ihn in aller Konsequenz kennen.

»Alles Übel rührt daher, daß wir unfähig sind, allein in einem stillen Raum zu sitzen«, lesen wir es bei Pascal. Aber umgekehrt gilt ebenso – Verbundensein mit einem Ort und seiner Geschichte kann auch ein Angebundesein werden, ein Eingeschnürt- und Verkapseltsein, und dann gerät die Verbundeheit zu unserem wunden Punkt. Die Balance zwischen beiden Polen zu finden ist nicht leicht. Ich will hier aber nicht darüber sprechen, wie wichtig oder unwichtig Verwurzelung ist, sondern sie lediglich zum Ausgangspunkt einer kleinen Reflexion nehmen: In einer konkreten Landschaft verortet zu sein und über sie zu schreiben verwickelt zumindest mich in ein wahres Gewebe von Orts-, Flur-, Personennamen und Benennungen aller Art. Ich denke nicht nur an die Namen für Bäume und Blumen, sondern in erster Linie an Toponyma – an die Namen von Weilern, Einöden, Tälern, von Orten, an denen es spukt. Und natürlich an die Namen von Geschlechtern und Familien, Personen und Figuren. Sie bilden einen eigenen kleinen Kosmos, wirken bisweilen grotesk, dann wieder metaphorisch burlesk, geben sich nüchtern und sachlich oder überaus beredt. Oft erzählt ein Name von den landschaftlichen Gegebenheiten. So stößt man bei uns im Hügelland häufig auf Dorfnamen wie Syrov, Sychrov, Studené, Větrov, Samotín, Podivice, und sielassen uns fühlen, wie es sich dort lebt: syrý, sychravý – feucht, nasskalt; studený – kühl; vítr – Wind; samota – Einöde, Einsamkeit; podivný – wunderlich. Diese Namen sind in meinen Texten wie selbstverständlich präsent. Und sofort erhebt sich die Frage, soll man sie übersetzen, und wenn ja, wie. Die Übersetzer meiner Texte haben beide möglichen Wege beschritten:

1) Wurden die Namen nicht übersetzt, hat der Texte etwas Ursprüngliches eingebüßt: das Holprige, Fröstelige, eine unverblümte Kantigkeit und Schärfe.

2) Wurden die Namen aber übersetzt, stachen sie auf einmal sehr stark hervor und dominierten ihre Umgebung, die Sätze und Wörter in direkten Umfeld, eine Spur zu laut.

Zum Beispiel der Ortsname Podivice – übrigens der Titel meines ersten Buches: Er leitet sich ab von der Bezeichnung für ein wenig wunderliche, leicht verschobene oder verschrobene Menschen ab (podivín). Übersetzt wandelte er sich zu Divnovice (divný – seltsam, komisch), zu Blázínkov (blázinec – Irrenhaus) und sogar zu Prdlovice (prd – Furz, prdel – Arsch).

In den Gedichten meiner Sammlung »Obec« (Die Gemeinde), die etwa achtzig Kurzgeschichten, Miniportraits sowie Skizzen von Menschen und Tieren umfasst, bediene ich mich des Öfteren der tatsächlichen Nachnamen, die nicht selten mit dem Beruf ihres Trägers in Widerspruch stehen, ein Antonym oder auch ein Oxymoron darstellen: řezník Koláček (Metzger Kolatsch) – obr Moucha (der Hüne Mücke) – farář Pípal (Pfarrer Piepser).

An anderer Stelle wiederum erzählt der Nachname vom Beruf, erzählt ihn sozusagen weiter oder zu Ende: hrobař Strachota – Totengräber Strachota (strach – Angst); kominík Černý – Schornsteinfeger Černý (černý – schwarz); hospodský Lahvoň – Wirt Lahvoň (láhev – Flasche); zametači města manželé Škvorovi - die städtischen Straßenkehrer Škvorovi (škvor - Ohrenhüller, Ohrwurm); lakomec Skýva – Geizhals Skýva (skýva – Brotkanten, Ränftl); kameník Hrubý – Steinmetz Hrubý (hrubý – grob); fotbalista Přáda – Fußballer Přáda (hier ist die Assoziation spřádat kličky – Haken schlagen); trpaslík Pícha – Zwerg Pícha (pich – Stich).

Auf sehr eigene Weise hat der polnische Übersetzer den Anfang meines Gedichtes Karel Vrátný gelöst. Es handelt von einem Pfarrer, der Alkoholiker war und suspendiert wurde, dann als Briefträger arbeitete, sich im Fasching als Bischof verkleidete und eines Tages erfroren hinterm Dorf gefunden wurde. Das Gedicht beginnt folgendermaßen: Vožrala kněz Karel Vrátný / často zvracel z kazatelny / suspendovali ho / až když se oženil s učitelkou náboženství…. in wörtlicher deutscher Übersetzung: Der Säufer und Priester Karel Vrátný / erbrach sich häufig von der Kanzel / man suspendierte ihn erst / als er die Religionslehrerin heiratete.

Dem tschechischen zvracel (er erbrach sich) entspricht im Polnischen das Wort wymiotowal (er erbrach sich]. Da der Übersetzer den Reim (Vrátný – z kazatelny) erhalten wollte, änderte er den Nachnamen des Pfarrers von Vrátný zu Miotlowy (zu miotla - Besen, Feger). Und so stand schließlich in der polnischen Übersetzung: Pijak ksiadz Karol Miotlowy / czesto wymiotowal z ambony... also auf tschechisch in etwa: piják kněz Karel Koště / se často vyprazdňoval z kazatelny, und wörtlich auf deutsch: der Säufer Pfarrer Karel Feger / hat sich oft von der Kanzel herab entleert... Das ist in der Tat ein bisschen etwas anderes als in den Zeilen des Originals, aber ich will diese Lösung nicht schlechtreden, ich kann sie als spritzigen sprachlichen Einfall durchaus gelten lassen.

Und schließlich noch ein groteskes Detail. In meinem kleinen Büchlein mit Kindheitserinnerungen heißt es an einer Stelle: In unsere Klasse ging ein Schüler mit einem seltsamen Namen: František Kakáček (kakat – Lallwort der Kindersprache, dt. Kaka machen, also in etwa František Kackerle). Zu Beginn des nächsten Schuljahres erschien derselbe Schüler unter anderem Namen: František Poláček. Die Familie hatte eine Namensänderung beantragt. Die Lehrerin konnte sich nicht gleich umstellen und rief immer wieder: »Kakáček, an die Tafel! Das heißt Poláček... entschuldige, Kakáček.«

Dieser Text ist bisher dreimal übersetzt worden, ins Polnische, Kroatische und Ungarische. Die erste Übersetzerin entschied sich für kupka (kackt) – das entspricht dem tschechischen kaditi (kacken), und so entstand ein František Kadidlo. Der zweite Übersetzer operierte mit dem Wort dupe (Arsch) und ein František Prdelín war geboren (vgl. prdel - Arsch). Der dritte Versuch lief über das ungarische Wort hasmenés, und es ergab sich ein František Průjem (průjem - Durchfall).

Ich muss nicht extra betonen, dass alle drei Übersetzungen sich vom ursprünglichen Kakáček relativ weit entfernen und bitte um Entschuldigung für den einigermaßen exzentrischen Steiß meines Beitrags. Ich schließe mit dem Ruf:

Gelobt sei die raue Schönheit der Namen auf der Böhmisch-Mährischen Höhe!

 

 

Zakořenění do určitého  místa/regionu/oblasti/kraje má své výhody i nevýhody. V době jistého globálního bezdomovectví, roztěkanosti a roztékavosti máte svůj pevný bod, oporu a zázemí. Vrůstáte do živé minulosti. Jste věrný jedné lokaci, kterou můžete poznat důvěrně i důsledně. „Všechna zla světa pocházejí z toho, že člověk nevydrží v klidu ve své pracovně,“ tak nějak to přeci čteme u Pascala. Může to však být i naopak – provázanost s místem a historií se může stát přivázaností, nehybností, zapouzdřením a změní se ve vaši Achillovu patu. Najít balanc mezi oběma póly není snadné. Nechci se tu však rozpovídat na téma důležitosti/nedůležitosti kořenů, jen je tento úvod výchozím bodem pro krátkou reflexi – bydlet v konkrétním místě-krajině a psát o ní sebou nese – alespoň v mém případě – také síťoví místních i pomístních názvů, jmen a pojmenování. Teď nemyslím jen na názvy stromů a květin, ale především na toponyma – na jména osad, samot, údolí a strašidelných míst. A také na jména rodů, rodin, osob a postav. Je to malý vesmír, tu groteskní, tu metaforicky burleskní, jinde stroze věcný či příkře výmluvný. A často název či jméno přímo souvisí s reliéfem země a krajiny. U nás v kopcích ne náhodou potkáváme jména vsí jako: Syrov, Sychrov, Studené, Větrov, Samotín, Podivice. Míhají se v mých textech docela samozřejmě a často. A hned se nabízí otázka – jak a zda vůbec překládat tyto názvy, pokud je text  převáděn do jiného jazyka. Setkal jsem se s oběma možnostmi:

1/ nebyly převáděny a textu pak chyběla jistá původní hrbolatost, zimomřivost a ostrost či hrubost.

2/ byly překládány, ale převedené názvy najednou výrazněji trčely, zdůrazňovaly se, necitlivě dominovaly nad okolím, okolními větami a slovy.

Třeba takový název obce Podivice – ostatně tak se jmenuje moje knižní prvotina – původ názvu je odvozen od lidí divných, podivných až šílených. Jednou byly překládány jako: Divnovice. Jindy jako: Blázínkov. A dokonce i jako: Prdlovice.

Ve svých básních ze sbírky Obec, což je soubor asi osmdesáti krátkých příběhů, miniportrétů, lidských i zvířecích skic, jsem použil řadu konkrétních jmen i s jejich profesemi, často dosti protikladnými. Někdy to byla antonyma, jindy oxymorony.   Například: Řezník Koláček – obr Moucha – farář Pípal.

Jindy příjmení osob  vyslovují i doslovují profesi: hrobař Strachota – kominík Černý – hospodský Lahvoň – zametači města manželé Škvorovi – lakomec Skýva – kameník Hrubý – fotbalista Přáda co spřádá kličky – trpaslík Pícha.

Zvláštním způsobem se polský překladatel vypořádal se začátkem mé básně  Karel Vrátný, která vypráví příběh faráře alkoholika, který byl suspendován, stal se z něj listonoš a o masopustu chodil v převleku za biskupa a jednou takto umrzl za vsí. Ta báseň začíná slovy: „Vožrala kněz Karel Vrátný/ často zvracel z kazatelny/ suspendovali ho/ až když se oženil s učitelkou náboženství….“

Sloveso „zvracet“ se polsky řekne „wymiotowal“. A protože překladatel chtěl udržet rým: Vrátný – z kazatelny, změnil příjmení Vrátný na Miotlowy, tedy na Koště, což se v polštině výrazně podobá slovu zvracet. A tak se stalo, že v polském překladu stojí: Pijak ksiadz Karol Miotlowy/ czesto wymiotowal z ambony... (něco jako piják kněz Karel Koště/ se často vyprazdňoval z kazatelny, což je opravdu trochu něco jiného než původní verše, nicméně tento pokus nesnižuji a cením si ho jako jazykově jiskřivý).

A na konec tady mám jednu groteskní drobnost. Ve své malé knížce vzpomínek na dětství píši v jednom místě: „Do naší třídy chodí žák s podivným příjmením: František Kakáček. O rok později, v září, ten samý žák, ale už s jiným jménem: František Poláček. Rodina požádala o změnu jmen. Občas učitelka zapomene a vyvolá: „Kakáček k tabuli! Vlastně Poláček... promiň, Kakáčku.“

Tento text byl přeložen dosud třikrát. Do polštiny, chorvátštiny a maďarštiny. První překladatelka zvolila slovo „kupka“ - kaditi – tedy pak je to:  František  Kadidlo. Druhý překladatel jej přeložil přes slovo „dupe“ jako: František Prdelín.  A třetí pokus: přes slovo „hasmenés”, tedy ve výsledku je to: František Průjem. Nemusím připomínat, že všechny tyto tři pokusy mají do Kakáčka poměrně daleko. Omlouvám se za tento poněkud výstřední řitní závěr a končím zvoláním: Chvála drsně krásným jménům a názvům na česko-moravské Vysočině!

 

 

Zuletzt setze ich in unser doppelsprachiges Siebenblatt auch noch mich und meine Erfahrung. Vor allem bin ich Übersetzerin von Lyrik und Philosophie aus dem Deutschen, doch kam ich auch dazu, aus der Muttersprache in Fremdsprachen zu übersetzen – etwas, was es nicht geben dürfte, weil eine später erlernte Fremdsprache nie mehr den sprachlichen Hintergrund aus der Tiefe der Kindheit bieten kann – also setze ich auf meine muttersprachlichen Redakteure. Eine Entschuldigung sei mir, dass bei der Übersetzung ins Deutsche oder Französische mir die Fremdsprache andere, auch prägnantere Bilder für meine Gedichte liefert, und ich kann somit die Übersetzung als »Aufbauelement« des Originals einspannen. Damit verlasse ich aber schon das mich vorstellende Medaillon direkt zum Stoff, um den es in meinem Beitrag geht:

Ich brachte mehrere Abdrucke eines Triptychons mit, wie ich die Bild-Text-Triaden nenne, die aus einem meiner Fotobilder bestehen; von diesem stoβe ich in einen Originaltext ab, zu dem ich dann noch die Version in einer Fremdsprache erschaffe. Das Gedicht lese ich zuerst vor, damit wir sehen, worum es geht, und zwar deutsch, weil wir es tschechisch in einer Musikkomposition hören werden:

 

Von Statt zu Statt

In meiner Stadt öffnen sich viele Tore,
in die den Blick ich bohre
aus meinem bebeinten Nachen.
Stangen stakend vom Himmel
starre ich im Salto unter mich,                                                                 
wo der Strom aus ihnen
Verknotungen flicht.
Zwischen Brücken zu schiffen,
über Wehre, durch Schleusen,
werde ich nie satt:
Wolken treiben an meinen Paddeln
und unter meinem Haupt
zapfe ich vom Grund,
im Moldausog, der Nöcke Maß.
Im Stehen trink‘ ich meine Stadt
von Statt zu Statt.

Bei der Übersetzung von literarischen Texten faszinierte mich immer, dass in die andere Sprache auch Wortspiele übertragen werden können, die ja auf den ersten Blick unübertragbar scheinen. Und doch, angeln wir irgendwo in der Tiefe der Sprachen, merken wir, dass hier wie dort gleiches, mindestens vergleichbares Geschehen und Spielen stattfindet. Verfolgen wir durch das Visier so eine Beute lange genug, finden wir eine Lösung, nur ist es notwendig, dass wir in dieser Tiefe, in diesem Sprachteich, uns in einer gröβeren Breite umschauen. Aus der Patsche wird uns unter anderem auch die sogenannte »Kompensation« helfen:

Schon der Titel bringt hier für die Übersetzung Probleme. Er »zitiert« den letzten Vers: »Von Statt zu Statt«. Im Tschechischen klingt er: »Od prahu k prahu«, im Schluss des Gedichts werden solche »prahy« noch mehr kumuliert: » (im Stehen trink‘ ich) Prahu od prahu k prahu«. Vielleicht wissen es auch unsere deutschsprachigen Gäste: der Name »Praha« leitet sich vom Wort »práh/Schwelle« ab: absolut andersartige Klänge – was damit? Im Deutschen fand ich für eine solche Anhäufung das Wort »Stätte«, verkürzt »Statt«, das den »Ort« bezeichnet. So ersetzte ich die sinngemäβ engere »Schwelle« durch die vergleichbare, wenn auch allgemeinere »Statt« – und zwar deshalb, weil in deutscher Sprache das Wort »Stadt« gleich lautet, obwohl es anders geschrieben wird (místo/Statt und město/Stadt). Durch das Wort »Stadt« ersetzte ich also den tschechischen Namen der Stadt »Praha«. Und als Kompensation in einem anderen Vers setzte ich diese »Stadt« an den Fluss »Moldau«, sodass wir Prag nicht aus den Augen verlieren – und das Wortspiel kann trotzdem erhalten bleiben (»meine Stadt von Statt zu Statt« und »Prahu od prahu k prahu«). Dass es sich in diesen »Schwellen«, »Toren«, »Brücken« mehr oder weniger um das »Leben« handelt, betrachtet von jenem »Ich«, diesem »bebeinten Nachen« aus, versteht sich von selbst. Übrigens dient als Erklärung weiterer Momente des Gedichts das in der Nähe der Palacký-Brücke aufgenommene Bild.

Ich habe schon angedeutet, dass das Gedicht vertont wurde. So werden wir uns zum Schluss dieses ersten Teiles – dieser Runde – des heutigen Abends und zugleich zur Eröffnung der folgenden Diskussion das Lied anhören: in der Darbietung des Komponisten und zugleich Jazz-Pianisten Martin Brunner, des Rundfunkorchesters Prag und der Sängerin Markéta Foukalová:

 

Od Prahu k Prahu

V mém městě je plno bran,
ke kterým pronikám
ze své nohaté bárky.
Ježatými tyčemi odrážím se od nebe,
zatímco v saltu zírám pod sebe,
jak z nich proud
zápletky uzlí.
Proplouvám mezi mosty,
napříč splavy, přes propusti,
a nikdy do sytosti:
pádly mi plují oblaka
a okem ode dna
čepuji z vltavských vírů
hastrmanskou míru.
Na stojáka piju
Prahu od prahu k prahu.

 

 

 

Přinesla jsem s sebou vícero výtisků triptychu (které si prosím rozeberte), jak říkám svým obrazově-textovým trojicím, sestávajícím z obrázku, od něhož se odrážím k veršům originálu, kterému pak ještě pořídím verzi v cizím jazyce. Báseň nejprve přečtu, abychom věděli, o co jde (německy, protože česky ji uslyšíme v hudební skladbě): prosím tlumočit simultánně podle textu pod obrázkem.
 

Von Statt zu Statt

In meiner Stadt öffnen sich viele Tore,
in die den Blick ich bohre
aus meinem bebeinten Nachen.
Stangen stakend vom Himmel
starre ich im Salto unter mich,
wo der Strom aus ihnen
Verknotungen flicht.
Zwischen Brücken zu schiffen,
über Wehre, durch Schleusen,
werde ich nie satt:
Wolken treiben an meinen Paddeln
und unter meinem Haupt
zapfe ich vom Grund,
im Moldausog, der Nöcke Maß.
Im Stehen trink‘ ich meine Stadt
von Statt zu Statt.

 

Při překládání literárních textů mě vždycky fascinovalo, že lze do druhého jazyka převést i jazykové hříčky, u kterých se přece na první pohled zdá, že převoditelné nejsou. A přece, zalovíme-li kdesi v hloubi jazyků, jako by se tam odehrávalo stejné, srovnatelné dění a hraní. Máme-li na mušce takovou kořist dost dlouho, nalezneme řešení, jen je třeba se v té jazykové hloubi, v tom podhoubí, rozhlížet šířeji, z úzkých nám přitom pomůže tzv. „kompenzace“:

Problém překladu zde tvoří hned titul, který vznikl z posledního verše, Von Statt zu Statt. V češtině zní: Od prahu k prahu, závěr básně těch prahů kumuluje ještě víc: „(Na stojáka piju) Prahu od prahu k prahu“. (Snad to vědí i naši německojazyční hosté: jméno Praha se odvozuje od slova „práh/Schwelle“.) Naprosto jiné zvuky - co s tím? V němčině jsem pro takovou kumulaci našla slovo „Stätte“, zkráceně „Statt“, které označuje „místo“. Takže významově užší „práh“ jsem nahradila srovnatelným, i když obecnějším „místo“ – a to proto, že v němčině zní stejně slovo „město“, ač se jinak píše (místo/Statt a město/Stadt). Slovem „město“ jsem tedy nahradila české jméno města „Praha“. A kompenzací v jiném verši jsem toto „město“ situovala k řece „Vltava“, takže Prahu z očí neztratíme a hříčka zůstala zachována („meine Stadt von Statt zu Statt“ a „Prahu od prahu k prahu“). A že v těch „prazích“, „mostech“, „branách“ jde víceméně o „život“ pozorovaný od onoho „já“, té „nohaté bárky“, se rozumí samo sebou. Ostatně vysvětlivkou dalších momentů té básně je obrázek pořízený někde u Palackého mostu.

Už jsem naznačila, že báseň byla zhudebněna. A my si na závěr této první části – této rundy – dnešního večera a zároveň na zahájení následné diskuse píseň pustíme v podání autora skladby a jazzového pianisty Martina Brunnera, Rozhlasového orchestru Praha a zpěvačky Markéty Foukalové:

 

Od Prahu k Prahu

V mém městě je plno bran,
ke kterým pronikám
ze své nohaté bárky.
Ježatými tyčemi odrážím se od nebe,
zatímco v saltu zírám pod sebe,
jak z nich proud
zápletky uzlí.
Proplouvám mezi mosty,
napříč splavy, přes propusti,
a nikdy do sytosti:
pádly mi plují oblaka
a okem ode dna
čepuji z vltavských vírů
hastrmanskou míru.
Na stojáka piju
Prahu od prahu k prahu.